Beurer Company Campus
Ulm, Germania
- Architetti
- Nething Generalplaner GmbH
- Sede
- Söflinger Str. 218, 89077 Ulm, Germania
- Anno
- 2020
Ein neues Gebäude am Standort Ulm-Söflingen als Erweiterungsbau für rund 100 Mitarbeiter (der heute 350 MitarbeiterInnen am Standort) wünschte sich der Gesundheitsspezialist Beurer. Eine besondere Aufgabe, denn Beurer entschied sich bewusst für seinen Standort mit 70-jähriger Tradition. Auch wenn das einen (Erweiterungs)-Bau mitten im beliebten Ulmer Stadtteil Söflingen zwischen Wohnhäusern bedeutete. Der mit einem neuen Verwaltungsgebäude erweiterte Unternehmenscampus soll dabei nicht nur für Gesundheit und Wohlbefinden stehen, sondern auch für Transparenz und Offenheit.
1919 – direkt nach Ende des 1. Weltkriegs fertigte das Ehepaar Käthe und Eugen Beurer die ersten elektrischen Heizkissen. Einhundert Jahre später hat sich aus dem schwäbischen Familienbetrieb ein weltweit operierendes Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern und 500 Produkten für Gesundheit und Wohlbefinden entwickelt.
Der Hauptstandort von Beurer befindet sich seit den 50er Jahren in Ulmer Stadtteil Söflingen, mitten im belebten Wohnquartier. Ein für Beurer wichtiger und identitätsstiftender Faktor. Denn eine solche urbane Struktur um den heutigen Campus findet sich in keinem Gewerbegebiet. Die sehr gute öffentliche Anbindung, Einkaufsmöglichkeiten, Bäcker, Restaurant, Fitnessstudio und auch Kita gleich um die Ecke bieten insbesondere für die MitarbeiterInnen wertvolle Vorteile.
2016 – das Unternehmen wächst kontinuierlich – benötigt Beurer mehr Platz für die Kolleginnen und Kollegen aus Verwaltung, Produktmanagement, Marketing und Produktentwicklung – aber auch ein repräsentatives Entree sowie Showroom für das emotionale Markenerlebnis. Da stellte sich die Unternehmensführung schon die Frage: Doch die grüne Wiese? Beurer entschied sich bewusst für den traditionsreichen Standort. Zum einen durch die Lage, andererseits um die seit Jahrzehnten genutzten und kontinuierlich modernisierten Gebäude in ihrer Funktion zu erhalten.
Wenn es um Produkte rund um Gesundheit, Schönheit und Wohlbefinden geht, ist Beurer ein wahrer Spezialist. Umso wichtiger war es, diese Expertise sowohl in der Formensprache wie auch in der Innenraumgestaltung des neuen Gebäudes widerzuspiegeln und erlebbar zu machen. Zudem sollte das neue Haus nicht als Solitär provokant herausstechen, sondern sich der Wertewelt des Unternehmens entsprechend in die Wohnbebauung harmonisch, zurückhaltend einfügen und eine moderne Ergänzung der bestehenden Bürogebäude aus den 50er/60er/70er Jahren bilden. Dabei wurde das neue Gebäude direkt an das bestehende Gebäude 4 – ein 70er-Jahre Industriebau – angeschlossen.
Hin zur belebten Söflinger Straße prägt das Gebäude 3 aus den 50er Jahren die Ansicht auf den Firmencampus. Im dahinterliegenden Hof standen am Westrand des Grundstückes alte Produktionsstätten, die nicht mehr benötigt wurden. Deren Abriss bot ausreichend Platz für den Neubau des dreistöckigen Verwaltungsgebäudes mit zusätzlichem Untergeschoss auf einer Grundfläche von circa 700 m². Die Verbindung von Tradition und Innovation spiegelt sich im gesamten Gebäude wider.
So ist die Innengestaltung der 2.800 m² hell, freundlich und zeitlos. Neben Büroräumen und mobilen Arbeitsplätzen gibt es einen neuen Haupteingang mit Empfangsbereich und einen großen Showroom zur Produktpräsentation. Weiterhin laden großzügige Schulungs- und Meetingräume sowie Kreativ-Inseln zum Austausch mit den Kollegen ein. Fokusräume bieten Rückzugsmöglichkeiten für Online-Meetings oder Ruhearbeit.
Im 3. OG wurde eine Lounge mit Kaffeebar geplant, von der aus die MitarbeiterInnen direkt auf die Terrasse mit weitem Blick ins Ulmer Umland treten können. Damit ziehen alle Funktionen, die im Bestand nicht umgesetzt werden konnten, in den Neubau.
Der Grundkörper des Gebäudes zeigt ein Rechteck und wird im Erd- und Obergeschoss formal „eingeschnitten“, was eine spannungsreiche Eingangssituation sowie zwei Terrassen nach Süden und Norden entstehen lässt. Die Fassade, deren kühles Weiß den medizinischen Aspekt der Unternehmenswelt aufnimmt, orientiert sich am Bestand und führt dessen Formen-Sprache in die heutige Zeit. Die großen Glasflächen, die durch Fenster-Paneele unterbrochen sind, zeigen Transparenz nach außen und lassen viel Licht ins Innere und sorgen so für das Wohlbefinden.
Das neue Campusgebäude schließt direkt an das bestehende Gebäude 4 an und ist mit barrierefreien Übergängen in den Ebenen 1 bis 3 verbunden. Damit gab das Bestandsgebäude die Geschosshöhen vor: Um bei den so gegebenen Rohbauhöhen zwischen 3,05 bis 3,10 m für die Arbeitswelten angenehme lichte Raumhöhen zu schaffen, wurde die Technik (Anschlüsse zu den HK-Decken, Lüftung, Kühlung, ELT) komprimiert im Kernbereich der Geschosse geplant. Herausfordernd war zudem das Thema Brandschutz im Bereich der Anbauelemente (Decken und Wände), um einen Brandüberschlag zu verhindern.
Die alte Struktur der Außenanlage wurde aufgebrochen. Alle Flächen ohne Funktion wurden so umgestaltet, dass der Außenraum eine hohe Aufenthaltsqualität für die MitarbeiterInnen bietet. Entstanden ist der Käthe-Beurer-Platz in Erinnerung an die Gründerin.
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