Medienzentrum Lauenburg
Lauenburg/Elbe, Germania
- Architetti
- KBNK Architekten
- Sede
- Alte Wache 8, 21481 Lauenburg/Elbe, Germania
- Anno
- voraussichtlich 2022/23
- Cliente
- Stadt Lauenburg/Elbe
Umnutzung eines ehemaligen Hotels für die Stadtbücherei und das Stadtarchiv der Stadt Lauenburg/Elbe
Höchste Funktionalität trifft auf zeitgemäßer Architektur
Die Stadt Lauenburg/Elbe plant die Umnutzung eines ehemaligen Hotels für die Stadtbücherei und das Stadtarchiv von Lauenburg/Elbe. Das Baugrundstück befindet sich in der Alten Wache 8 im Sanierungsgebiet „Ortskern Oberstadt“.
Im Rahmen des Städtebauförderungsprojekts „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ sind der Umbau und die Sanierung der Gebäude als ein wichtiger Baustein zur Revitalisierung der Innenstadt zu sehen. Das Gebäude hat als einziges Bauwerk mit historischem Bezug im Innenstadtumfeld ein Alleinstellungsmerkmal und soll gleichzeitig für die Anforderungen einer modernen Nutzung als Medienzentrum unter dem Aspekt der Digitalisierung in die heutige Zeit transformiert werden.
Das mehrfach erweiterte Bestandsgebäude besteht aus drei Gebäudeteilen:
Die „Alte Wache“ als zweigeschossiger Fachwerkbau mit Kurzwalmdach ist zur Straße hin ausgerichtet. An der Nordseite schließt sich ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit Walmdach aus dem 18./19. Jahrhundert an. Der dritte Gebäudeteil ist ein deutlich höheres Saalgebäude, das als eingeschossiger Backsteinbau mit flachem Satteldach Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde.
Historisch und baukulturell wertvoll ist das ehemalige Hotel zur Straße „Alte Wache“, sowie das rückwärtige Saalgebäude. Der Mittelbau ist in einem schlechten baulichen Zustand mit einer nicht mehr zeitgemäßen Grundrissaufteilungen, daher ist an dieser Stelle ein Neubau sinnvoll und notwendig.
Anforderungen
Seit einigen Jahren ist ein enormer Wandel im Bibliothekswesen zu spüren: Bibliotheken sind mehr als nur Bücheraufbewahrungsstätten. Es werden neben den analogen Medien vermehrt digitale Medien angeboten, sei es durch eine Online-Plattform oder auch durch Datenbanken, auf die Bibliotheksnutzer zugreifen können.
Somit sind Bibliotheken Orte, in denen man sich gerne aufhält, Leute trifft, sich austauscht, lernt und Neues entdecken kann. Dieser Ort muss niederschwellig und leicht zugänglich sein, die Möglichkeit bieten, sich hier länger aufzuhalten und familienfreundlich sein. Aufgrund der Förderung durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein wurde der Digitale Knoten in der Stadt- und Schulbücherei Lauenburg eingerichtet. Die Arbeit des hierfür eingestellten Medienpädagogen ist zum einen wegweisend für Schleswig-Holsteins Bibliothekswelt, zum anderen ein Angebot für alle Menschen in Lauenburg/ Elbe, unabhängig davon, ob ein Bibliotheksausweis vorhanden ist. Dank dieser Förderung werden Sprechstunden, Kurse und Workshops angeboten, die die unterschiedlichsten Zielgruppen (vom Kindergartenkind bis zum Senior) erreichen.
Die Aufenthaltsqualität wird gefördert durch Sessel, Hörsessel und eine Gaming-Lounge. Sie tragen dazu bei, dass hier kommuniziert, gespielt und gelesen wird.
Der Umzug der Stadt- und Schulbücherei an den Lütten Markt in die Innenstadt hat den Vorteil, dass die Bücherei als Ort für alle wahrgenommen wird.
Der Standort im ehemaligen Hotel Stappenbeck bietet neben einer größeren Fläche für die mittlerweile notwendigen Angebote und Anforderungen die Möglichkeit die Bücherei und das Archiv zu einem Kulturzentrum auszubauen. Damit ist dieses Kulturzentrum ein Angebot der Stadt Lauenburg/Elbe, dass die soziale Integration im Quartier fördert.
Was für den neuen Bücherei-Standort Stappenbeck ebenfalls spricht, ist die Möglichkeit der 24/7-Bücherei, die den Kunden den Zutritt auch außerhalb der Öffnungszeiten gewährt.
Kubatur und Gebäudestruktur
Der Neubau soll als Zentrum des neu geschaffenen öffentlichen Gebäudeensembles die repräsentative Funktion des Haupteingangs übernehmen, sowie in den Obergeschossen die Anforderungen an ein modernes, klimatisiertes, durch hohe Deckentraglasten geprägtes, fensterloses Archiv („Black Box“) erfüllen.
Der neue Baukörper soll sich als klare Kubatur durch entsprechende Materialität sowie einem typischen geneigten Dach in den historischen Kontext einfügen. Gleichzeitig schafft er neue räumliche Werte durch die Aufwertung der Twiete sowie als neues, offenes und einladendes „Gesicht“ zum Lütten Markt und über das Schlossensemble zur Altstadt. In Anlehnung an die Grundfläche des heutigen Mittelbaus wird die Neubaukubatur entwickelt. Durch Einsatz eines einheitlichen Materials von Dach und Fassade gehen diese beinahe ansatzlos ineinander über. Eine Architektursprache mit einzelnen großzügigen Öffnungen in der Fassade verleiht dem Bauwerk eine klare Haltung und auf den zweiten Blick eine stadträumliche Wirkung die sich positiv auf das Umfeld auswirkt.
Die Bestandsgebäude bleiben in Ihrer Grundgestalt erhalten. Durch wenige, gezielt gesetzte neue Fensteröffnungen wird eine spannungsvolle Lichtführung mit neuen Ausblicken geplant. Oberlichter sorgen für eine helle Atmosphäre mit hohem Tageslichtanteil. Ein lichtdurchfluteter Saal als neues,
öffentliches „Wohnzimmer“ für die Stadt ist das Leitbild. Ein neuer Lesegarten ergänzt die Stadtbücherei um eine wertvolle Außenraumfläche im Osten. An der Giebelfassade des Bühnenturms wird als zweiter baulicher Rettungsweg eine leichte Treppenkonstruktion geplant.
Die Außenraumgestaltung der kleinen Twiete an der östlichen Giebelfassade schafft eine direkte Verbindung zum Neubau und sichert den direkten Ausgang vom neuen Treppenhaus ins Freie. Die Zugänglichkeit und Anbindung der Platzsituation zur alten Wache ist Bestandteil des Gesamtkonzeptes.
Auch die innere Struktur gliedert sich, wie außen ablesbar, in drei Bereiche. Das neue Eingangs- und Archivgebäude fungiert als Gelenk und Verteilerzone zwischen den beiden Bestandsgebäuden. Im Haupteingangsbereich sind neben Empfang und Infopoint die Garderobe, WC´s sowie kleinere Lager
angeordnet. Eine skulpturale Freitreppe, angeordnet in einem mehrgeschossigen Luftraum erschließt das 1. und 2. Obergeschoss. Hier befinden sich im Bestandsgebäude an der Alten Wache die Büro-, Sozial- und Besprechungsräume der Stadtbücherei, ein Schulungsraum sowie das Büro des Archivars
mit angeschlossenem Leseraum für Publikum.
Als „Blackbox“ befindet sich das Stadtarchiv im 1. und 2. Obergeschoss des Neubaus. Die Anordnung im Neubau stellt sicher, dass die hohen spezifischen Anforderungen an die Archivnutzung, wie Klimatisierung und statische Belange für die Aufstellung von Rollregalen erfüllt werden können. Ein abgeschlossener Treppenraum sowie ein Lastenaufzug erschließen das 1. und 2.Obergeschoss des Neubaus und des Vorderhauses.
Der Saalbau wird in seiner grundsätzlichen räumlichen Struktur erhalten. Die Außenwände werden innenseitig neu gedämmt und erhalten umlaufende Bücherregale. Der überhöhte Teil des Saales wird frei gestaltet, er ist der neue Begegnungsraum und Treffpunkt der Stadtbücherei und steht flexibel für verschiedene Nutzungen wie z.B. Leseraum oder Veranstaltungsort zur Verfügung. Der alte Bühnenturm wird auf drei Ebenen bespielt und bietet Rückzugsorte zum Lesen und Lernen. Über einen neuen Aufzug, sind auch die Nutzungen im Turm barrierefrei erreichbar. Versetzte Treppenläufe erschließen die frei in den Turm eingehängten Ebenen, spannende schmale Lufträume ermöglichen geschossübergreifende Blickbeziehungen.
Zusätzlich bleibt der historische Eingang des Vorderhauses an der Alten Wache bestehen über den das Café erreicht wird. Neben dem separaten Eingang wird auch eine direkte Verbindung zur Bücherei vorgesehen. Die barrierefreie Erschließung erfolgt hier und zusätzlich über die westliche Twiete direkt in das Café. Die Geschosshöhen des Bestandes sind maßgeblich für den Neubau und
schaffen somit eine barrierefreie Verbindung auf allen Ebenen. Der gemeinsam genutzte Verwaltungsbereich von Stadtbücherei und Stadtarchiv befindet sich im Obergeschoss des Bestandsbaus zur alten Wache.
Fassaden
Neubau:
Der neue Baukörper fügt sich durch seine klare Kubatur und einem typischen geneigten Dach in den historischen Kontext ein. Durch Einsatz eines einheitlichen Materials von Dach und Fassade gehen diese beinahe ansatzlos ineinander über. In Anlehnung an den Bestand wird für den Neubau ebenfalls ein rotes Ziegelmaterial gewählt. Hier wird eine Ziegel-Schindel als Vorhangfassade eingesetzt, diese trägt das gleiche Grundmaterial in Anlehnung an das Saal- und Turmgebäudes und hebt sich dennoch durch eine Schuppenartige Anmutung ab und verleiht dem Bauwerk mit seiner repräsentativen Funktion als Haupteingang eine klare Haltung.
Saal und Turmgebäude (Bestandsbau):
Das Saalgebäude sowie der Turm bleiben in Ihrer Außengestaltung weitestgehend erhalten. Neu gesetzte Öffnungen folgen dem Rhythmus der bestehenden Struktur und werden als bodentiefe Elemente neu in die Fassade geschnitten. Eingefasst durch einen Stahlrahmen erhalten Sie eine moderne Anmutung und sind somit als neue Einblicke in den Innenraum klar ablesbar. Die bestehenden Öffnungen bleiben in Ihren Abmessungen und vorhandenen Brüstungen erhalten. Die Dächer des Saal und Turmgebäudes fügen sich in Ihrer Farbgebung und durch den neu gewählten Rot-Braunton harmonisch in den Gesamtkontext ein.
Vorderhaus zur Alten Wache (Bestandsbau):
Die straßenseitige Fassade des ehemaligen Hotels wird vom glatten, nachträglichem
Putzauftrag befreit und die Grundstruktur der profilierten historischen Putz-fassade wiederhergestellt. Auch die nachträglich angebrachten Schieferplatten, auf der Stirnseite westlich im Obergeschoss werden entfernt. Im Dachgeschoss des ehemaligen Hotels befinden sich zwei große Räume die flexibel genutzt werden; als Besprechungsraum für die Bücherei und das Archiv und auch
als zweiter Makerspace in dem u.a. Schulungen stattfinden. Um eine entsprechende Aufenthaltsqualität dieser Räume herzustellen wurden fünf Gauben als eigenständige und dennoch zurückhaltende moderne Elemente eingefügt. Sie ermöglichen den Ausblick in Richtung Unterstadt.
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