Ilot Queyries
Bordeaux, Francia
- Produttore
- Agrob Buchtal
- Sede
- Bordeaux, Francia
- Anno
- 2021
- Architekt
- MVRDV, Rotterdam
Im Labor entwickelt: Die Zukunft der Stadt by MVRDV – Das niederländische Architekturbüro MVRDV hat gerade im Herbst 2021 einen Wohnkomplex in Bordeaux fertiggestellt: Ilot Queyries ist in vieler Hinsicht außergewöhnlich - die prägnante keramische Außenhaut aber ganz besonders. Die Bauskulptur liegt östlich des Flusses Garonne, direkt gegenüber der größten Kathedrale Frankreichs, die als städtebaulicher Hochpunkt das historische Zentrum von Bordeaux markiert. Mit dem Neubau wollen die Architekten dem Leben der sich im Wachstum befindenden Stadt eine zukunftsfähige Gestaltung geben. Sie spiegeln den Masterplan der Altstadt auf der Uferseite der Bastide Niel und machen den neuen Wohnhof, der eine parkähnliche Grünfläche einfasst, zum visuellen Orientierungspunkt im Quartier. Wie selbstverständlich schließt die Zukunft der Stadt auf diese Weise an die Historie an. Eine zeitgenössische Interpretation der Bautraditionen von Bordeaux.
Keramische Landmarke
Wer an Keramikfassaden denkt, hat vermutlich kleine Häuser aus südlichen Ländern im Kopf. Die Dimensionen hier sind gänzlich andere und doch erweist sich das Material in vielerlei Hinsicht als richtige Wahl für Ilot Queyries. Der imposante Neubau sticht nicht nur mit seinen Höhen, Tiefen und Schrägen ins Auge, sondern die strahlend helle, dreidimensionale Gebäudehülle zieht schon von weitem die Blicke auf sich. Unterschiedlich profilierte Fliesen des Systems KeraTwin von Agrob Buchtal machen das möglich. Sie fangen das Licht gekonnt ein und geben der Architektur mit Sonnenreflexen und Schattenspiel eine lebendige, skulpturale Anmutung, die sie zu einer keramischen Landmarke macht. Selbstbewusst greifen die gefliesten Fassadenflächen auch auf die Dächer über. Sie setzen sich mit scharfen, präzisen Kanten vom roten Putz des Innenhofes ab, der sich in Einschnitten, Durchblicken und Durchgängen hier und da kontrastreich seinen Weg nach außen bahnt.
Das Großprojekt wurde von zwei Auftraggebern, Kaufman & Broad und ADIM initiiert. Es bildet eine Einheit mit drei kleineren angrenzenden Wohngebäuden von JA Joubert Architecture, dem Büro des ehemaligen MVRDV-Mitarbeiters Marc Joubert, der auch am Gesamtplan des Ensembles mitgearbeitet hatte, sowie dem lokalen Büro Flint. Die Architekten von Flint waren auch die Mitgestalter von MVRDV, sowohl des Hauptgebäudes als auch – zusammen mit Sabine Haristoy – der Landschaft des großen Innenhofs und der umliegenden Stadträume. Laut Bertrand Schippan, einem Partner von MVRDV, ist der Innenhof sowohl ein Raum für die Bewohner als auch für jedermann zugänglich, da er Teil des öffentlichen Bereichs von Ilot Queyries ist. Das Gebäude befindet sich am Rande von Bastide Niel, einem Viertel, das völlig neu gestaltet wird: Dieses Randgebiet der Stadt soll urbanisiert werden, wobei so viel wie möglich von seinem Erbe aus Lagerhäusern, Kasernen und Bahngleisen erhalten bzw. wiederverwendet sowie um neue Elemente erweitert werden soll. In Bastide Niel werden in Zukunft etwa 3.500 Familien leben. Darüber hinaus wird es Büros, Einrichtungen der Universität Bordeaux, Geschäfte und eine Reihe von öffentlichen Einrichtungen beherbergen. MVRDV hat den Masterplan für dieses 35 Hektar große Gebiet erstellt, der eine nachhaltige, überwiegend von Fußgängern und Radfahrern dominierte Umgebung mit engen Straßen und der Atmosphäre eines historischen Stadtzentrums schaffen wird. Schippan erklärt: “Ilot Queyries liegt knapp außerhalb der Grenzen der Bastide Niel, entspricht aber allen Leitlinien, die wir für das Viertel erstellt haben.”
Das Material ist der Schlüssel
Für MVRDV ist das Projekt Ilot Queyries eine Art Labor der modernen Stadt, die Intimität mit Dichte, Ökologie, Licht und Komfort vereint. 200 Meter Gebäudelänge, 10.000 m² verbaute Keramikfassaden, die ihre Höhen bis auf neun Geschosse variieren und dabei eine dynamische Neigung von 14 bis 45 Grad einnehmen – ein Blick auf die Eckdaten macht deutlich: Ohne die Unterstützung einer projektspezifischen und richtungsweisenden Oberflächengestaltung kann diese gleichermaßen unkonventionelle wie identitätsstiftende Architektur nur schwer gelingen. Nach den Vorgaben der Architekten gestalteten und produzierten die Keramik-Spezialisten von Agrob Buchtal für Ilot Queyries Spezialanfertigungen des intelligenten Fassadensystems KeraTwin. Zunächst ist da die Sonderfarbe: MVRDV wählte sorgfältig definiertes helles Grau, das die vertikal verlegten Fliesen zu einem harmonischen Fassadenbild zusammenfügt. Unaufgeregt passt sich das Gebäude in die nachbarschaftliche Architektur ein. Die wahre gestalterische Virtuosität von Keramik als Fassadenmaterial zeigt sich in der Kombination aus Farbe und dreidimensionaler Textur. Als Spielgefährtin des Lichts bringt sie eine fast unbegrenzte Zahl an Schattierungen in die monochrome Farbgebung. Für Ilot Queyries entwickelten die Spezialisten von Agrob Buchtal daher nach Vorgabe der Architekten Keramikelemente mit drei unterschiedlichen Profilen. Deren erhabene Stellen beleben nicht nur die Farbe, sondern lassen Bewohner und Passanten ihr Gebäude in höchster Vielfalt erleben.
Nachhaltige Präsenz
Abgesehen von kontextuellen und gestalterischen Erwägungen ist die helle Außenfarbe auch durch Umweltbelange motiviert, wie MVRDV-Partner Schippan hervorhebt, um dem Gebäude eine hohe Albedo (Rückstrahlungsvermögen) zu verleihen, die dazu beiträgt, den städtischen Wärme-Insel-Effekt zu vermeiden. Und ohne Frage liegt einer der wichtigsten Parameter für nachhaltigen Städtebau auch in der Erreichung langlebiger Gebäudelebenszyklen. Keramikfassaden von Agrob Buchtal sind mit Hytect-Technologie ausgestattet, eine innovative Oberfläche mit Self-Washing-Effekt. Diese innovative Veredelung sorgt dafür, dass Ilot Queyries auch dann noch ästhetisch erstrahlt, wenn ein neuer Zeitgeist die innovative Architektur überholt und von ihr als historischer Bauskulptur im Quartier spricht. Bis dahin trotzen die antibakteriell wirkenden Hytect-Fliesen nicht nur jeder Witterung, Verunreinigung sowie Moosbildung und bestechen mit signifikant niedrigen Unterhaltskosten – sie bauen zudem Schadstoffe wie Stickoxide ab und tragen somit aktiv zu einer gesünderen Luftqualität bei: Ein Geschenk an die Bewohner der Stadt der Zukunft.
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