Stadtlounge
St. Gallen, Switzerland
- Architects
- Carlos Martinez Architekten
- Location
- 9000 St. Gallen, Switzerland
- Year
- 2005
- Client
- Raiffeisen Schweiz
- Team
- Pipilotti Rist, Carlos Martinez, Roland Schneider, Konstantin Lauber
Die Wahrnehmung des Raiffeisen-Viertels als ehemals zerklüftetes Konglomerat von Restflächen und Verkehrsfunktionen hat sich nachhaltig verändert. Der heutige Bodenbelag fasst alle Plätze und Resträume zu einem homogenen Ganzen zusammen. Besonders in seiner Eigenschaft als haptisch angenehmer, wohnlicher Teppich schafft der Bodenbelag als identitätsstiftendes Merkmal die Grundlage für eine einladende Atmosphäre. Der amorphe Formenkanon der Möbel mit seiner weichen, angenehmen Materialhaptik tritt bewusst in Kontrast zur harten Präzision der gebauten Umgebung. Das Verhältnis von Innen- und Aussenraum scheint sich dabei wie umzukehren, da die Aussenfassaden der Gebäude ebenso als Innenfassaden - als Tapeten der Lounge - interpretierbar werden. Die Veredelung und der simulierte Eindruck, die fest verankerte Beschilderungen sei provisorisch aufgestellt, ironisieren somit den bestehenden Schilderwald - machen diesen aber zugleich salonfähig. Die Verlangsamung der Bewegungsströme durch die Sensibilisierung der Autofahrer ist dabei wiederum wesentliche Grundlage der Aufenthaltsqualität.
Eines der wesentlichsten Entwurfsprinzipien der Stadtlounge ist es, mit gewohnten Sehgewohnheiten zu brechen. Diese Form der “Subversion” soll dabei vertraute Assoziationen wachzurufen, diese aber gleichsam zu verfremden.
Die veredelten, und damit verfremdeten Strassenbeschilderungen fügen sich ebenso nahtlos in das Konzept der Subversion ein wie das mit Gummigranulat überzogene Auto, da es einen Parkplatz „unbrauchbar“ macht und zum Verweilen, Sitzen und Liegen einlädt. Das ehemals bewegliche Objekt wurde zum unbeweglichen Möbel, indem das sonst im Stadtraum dominante Auto an diesem Ort wie „unter den Teppich gekehrt wird“. Zudem ist der Wiedererkennungswert der Form des Autos von Wichtigkeit, um einmal mehr durch die Verwendung eines Luxusgegenstandes Mehrdeutigkeit zu evozieren.
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