Scheer Haus
Eggendorf, Austria
- Architects
- HERTL.ARCHITEKTEN
- Location
- Eggendorf, Austria
- Year
- 2017
Das eigene Haus im Grünen gilt als Inbegriff individuellen Wohnens. In dichtgefügten Siedlungen relativiert sich aber jedwede Individualität. In diesem Kontext ist maximale Diskretion nach außen nötig. Um im Sinne von Adolf Loos gleichzeitig innen einen zurückhaltenden Hintergrund für flexible Entfaltung individueller Lebensstile zu ermöglichen.
Es gibt einen Hof, der nicht von einem Gebäude gebildet wird, sondern von einer geschosshohen Gartenmauer. Diese Mauer umfängt, um die vorgeschriebenen Abstände von den Grundgrenzen abgerückt, die bebaubare Fläche des Grundstückes fast zur Gänze. Nur die Südwestecke ist offen geblieben. An der nordwestlichen Ecke des Bauplatzes entwickelt sich die Mauer zu einer Garage mit Nebenraum. Im Südosten liegt ein langes, schmales Schwimmbecken mit einem kleinen Geräteraum in der Innenecke der Gartenmauer. Allein das Hauptgebäude ist genau um die Breite des gedeckten Ganges, der den Weg vom Haupteingang zur Garage vor Niederschlägen schützt, von der Nordostecke der Gartenmauer abgerückt. Auch das Obergeschoss erhebt sich an seiner den beiden Straßen zugewandten Ecke in dieser Flucht, die Distanz zur Gartenmauer wird durch ein Glasdach überbrückt. Gartenseitig kragt das Obergeschoss deutlich über das Erdgeschoss aus und beschirmt so eine über die Ecke des Hauses geführte Terrasse.
Auf der Basis dieses sorgfältig durchgehaltenen geometrischen Konzepts ist ein äußerst kompaktes Wohnhaus verwirklicht, das sich zwar von seinen Nachbarn unterscheidet, auf dramatische Effekte jedoch zur Gänze verzichtet. Gartenmauer und Gebäude sind an ihren bewitterten Flächen durchwegs schwarz, das dämpft die Schatten und nimmt so dem Auftritt nach außen einiges an plastischer Wirkung. Während das Haus gegenüber der Öffentlichkeit also sein Geheimnis wahrt, entfaltet es im Inneren beträchtliche Großzügigkeit und räumliche Vielfalt. Die strenge Ordnung der Gesamtanlage festigt auch die Überraschungen des Innenraumes an einem Rückgrat der Ruhe und Disziplin. Das Licht, das durch den glasgedeckten Spalt zwischen Mauer und Haus fällt, erweckt die von ihrer Holzschalung kräftig strukturierten Flächen zum Leben. So wird, von Sonnenstand und Witterung befeuert, der Raum an seinen zu den Straßen hin verschlossenen Seiten mit einem Element des Natürlichen bereichert. Dieser Naturbezug ist omnipräsent. Alles, was innerhalb der Gartenmauer liegt, gehört zum Wohnraum. Zwei über Eck gesetzte gläserne Öffnungen im Erdgeschoss stellen die fließende Verbindung von Innen und Außen her. Alles ist der Reduktion verpflichtet und lässt dem Veränderlichen genügend Raum, sich täglich neu zu entfalten.
(Romana Ring, 2017)
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