Deutscher Bundestag Neubau Unter den Linden 62-68

Berlin, Germany
© Kleihues + Kleihues
Architects
Kleihues + Kleihues
Location
Berlin, Germany

Die Straße Unter den Linden erscheint auf den ersten Blick als Sammelsurium unterschiedlichster Architekturkonzepte der letzten 3 Jahrhunderte. Diese manifestieren sich in den barocken und klassizistischen Repräsentativbauten des Forums Fridericianum, den daran anschließenden neoklassizistischen Geschäftshäusern des frühen 20. Jahrhunderts und den überwiegend großmaßstäblichen Bauten der Moderne und Nachmoderne, die den westlichen Abschnitt der Straße prägen. Als ordnende Prinzipien liegen den Bauten mit Ausnahme des Forums Fridericianum und der Russischen Botschaft die Blockrandschließung sowie eine einheitliche Traufhöhe zugrunde, durch die, trotz aller Unterschiede, ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Protagonisten entsteht.

Auf den zweiten Blick werden in vielen der Bauten, unabhängig von ihrer Entstehungszeit, ähnliche Gestaltungsmerkmale sichtbar, die, genauso wie die Verwendung ähnlichen Materials, eine Harmonisierung des Gesamtbildes bewirken.

Städtebauliches / Architektonisches Konzept

Der Neubau des Deutschen Bundestages soll sich selbstbewusst aber ohne zu dominieren in das bestehende Gesamtbild einfügen. Über die Analyse und die Neuinterpretation vorgefundener Gestaltungsprinzipien, die den Ort in besonderer Weise prägen, soll das Gebäude im städtischen Kontext verankert werden und zugleich einen einzigartigen Charakter entfalten:

Baukörpergliederung

Der neue Baukörper soll sich als gleichberechtigter Baustein innerhalb des Blockes präsentieren, bzw. sich harmonisch in diesen einfügen. An der Straße Unter den Linden schließt er daher auf gleicher Höhe wie der Neubau der polnischen Botschaft mit einer Traufhöhe von 22m ab. In der Schadowstraße treppt sich das Volumen im Anschlussbereich zum wesentlich niedrigeren Schadowhaus ab, wodurch zusammen mit dem nördlich anschließenden Bundestagsneubau eine symmetrische Fassung entsteht.

Fassadenzonierung

Die ortstypische vertikale Zonierung, bestehend aus Sockel, Mittel- und Dachgeschosszone wird auf den Neubau appliziert, jedoch ohne dass dabei auf traditionelle Stilmittel zurückgegriffen wird. Stattdessen wird, basierend auf dem immer gleichen Grundmotiv, eine Differenzierung zwischen den einzelnen Zonen durch eine Variation der Leibungstiefen und der Tiefenlage der horizontalen Geschossdeckenbänder erreicht. Die nach diesem Prinzip in der Mittelzone erzeugte Kolossalordnung nimmt direkten Bezug auf ein in vielen Nachbarbauten auf unterschiedliche Weise interpretiertes Motiv.

Die Unterteilung der Fassadenflächen in Zonen erfolgt nicht nur horizontal sondern auch vertikal. Der Verhältnismäßig große Baukörper wird so in einzelne Abschnitte untergliedert, die sich maßstäblich auf die historische Parzellenstruktur beziehen. Es entsteht eine Mehrfachlesbarkeit als Großform und/oder Aneinanderreihung einzelner Stadtbausteine.

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