Kick-Off für umweltfreundliches Bauen
Kick-Off für umweltfreundliches Bauen
27. August 2007
Baumschlager-Eberles Projekt Moma für Peking
(Fotos: Eduard Hueber)
Überlegungen zur Ökobilanz eines Neubaus haben im China-Boom der vergangenen Jahre nur selten eine Rolle gespielt. Mit den drei MOMA-Wohntürmen, von denen der erste jüngst fertig gestellt wurde, ermöglicht die international bekannteste Vorarlberger Baukunstschmiede einen Kick-Off für einen Prozess in Richtung Energiewende. In Europa längst etablierte Techniken wie zentrale Lüftungssteuerung und Wärmerückgewinnung werden erstmals auch bei einem Großprojekt in Beijing angewendet. Trotz weitgehend festgelegtem Baufenster entstand so ein wegweisendes Projekt, das für den Bauträger nur der Beginn einer Kampagne für umweltfreundliches Bauen sein soll.
Das schachbrettartige Fassadenmuster aus schwarzen und weissen Glaspaneelen erinnert an das chinesische Ying und Yang-Prinzip.
Innerhalb der rasanten städtebaulichen Entwicklung, die Beijing in den letzten Jahren durchlaufen hat, spielten Aspekte der Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit in der Architektur bis vor kurzem kaum eine Rolle. Einer der großen chinesischen Projektentwickler, die Modern Group, hat es sich selbst zur Aufgabe gestellt, ökologische Ansätze beim Bauen und auch beim Betrieb der von ihnen entwickelten Bauvorhaben verstärkt mit einzubeziehen. Diese Entscheidung ist in einem Land, in dem die entsprechende Technologie für derartige Maßnahmen bis vor kurzem noch fast unbekannt war, so bemerkenswert wie zukunftsweisend, bedeutet aber für alle Beteiligten in der Planung und Umsetzung eine große Herausforderung. Baumschlager Eberle erhielten 2002 von dem Projektentwickler den Auftrag für die Gestaltung zweier Wohntürme. Deren äußere Form und Platzierung war allerdings durch einen vorher genehmigten Masterplan für das Gesamtgelände bereits weitgehend festgelegt. Besonderen Wert legte der Auftraggeber auf architektonische Qualität und hochwertige Details in der Ausstattung. Da zugleich nur ein sehr enger zeitlicher Rahmen bis zur Fertigstellung vorgegeben wurde, war die Umsetzung des energieoptimierten Bauens unter diesen Voraussetzungen recht schwierig.
Insgesamt gibt es 208, weitläufige 4 bis 5 1/2 Zimmer-Wohnungen
Auf dem Areal, in dem sich die Wohntürme befinden, sind noch einige weitere Wohn-, Geschäfts- und Hotelbauten in Planung. Es liegt in städtebaulich sehr guter Anbindung, östlich des zweiten Straßenrings in Beijing, auf halbem Weg zwischen Innenstadt und Flughafen. Die beiden Wohntürme MOMA stehen dabei am östlichen Rand der Entwicklungsfläche und sind je 25 Stockwerke hoch. Insgesamt enthalten sie 208 sehr großzügig geschnittene 4 bis 5 1/2 Zimmerwohnungen. Die Wohnungsgrößen reichen darin bis zu 305 Quadratmeter Fläche. Im Grundriss sind die beiden Türme jeweils aus zwei Rechtecken heraus entwickelt, die in einem stumpfen Winkel aneinanderstoßen. In der Mitte liegen die Versorgungskerne mit Aufzügen, Nottreppen etc., die hier auch den statischen Kern bilden, die umgebende Fläche ist damit frei für die Wohnungen. Die innere Aufteilung der Wohnungen war durch klare Vorgaben des Auftraggebers weitgehend vorgegeben, die Aufzüge halten individuell direkt in den Apartments.
Eine wichtige Rolle bei der beabsichtigten Energieeinsparung und Nachhaltigkeit in diesem Baukomplex kam der zentral geregelten Belüftung und Wärmerückgewinnung zu. Um den Energiebedarf für individuelle Klimatisierung zu reduzieren, werden die Betondecken und andere Bauteile als thermoaktive Wärme- und Kältespeicher genutzt. Natürliche Frischluft wird durch die Belüftungsanlagen vom Dach in die Wohnungen geleitet. Die individuell zu öffnenden Fenster sind mit Sonnenschutzgläsern und verstellbarem Sonnenschutz ausgestattet, die durch die Reduktion der Wärmestrahlung die zu starke Erwärmung im Inneren verringern. (...)
Andres Lepik
Den vollständigen Beitrag und weitere Bilder finden Sie in architektur.aktuell, Ausgabe 7-8.2007
Beijing/Peking
China
2005
Bauherr
Beijing Modern Hong Yun
Real Estate Dev. Co. Ltd
Architekten
Baumschlager Eberle
Lochau
Vorarlberg
Projektleitung
Christian Tabernigg
Stefan Beck
Grundstücksfläche
10.240 qm
Nutzfläche
64.000 qm
Bebaute Fläche
2.154 qm
Umbauter Raum
190.000 m3
Planungsbeginn
2002
Baubeginn
2003
Fertigstellung
2005
Baukosten
24 Mio EUR