Volksschule Absam Dorf

Absam, Österreich
Foto © Bengt Stiller
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Foto © Kurt Hörbst
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Architekten
Schenker Salvi Weber Architekten ZT GmbH
Standort
Stainerstraße 5, 6067 Absam, Österreich
Jahr
2016

Viel Platz gab es nicht für den Neubau in der 7.000 Einwohner zählenden Gemeinde Absam, dem „Dorf der Olympiasieger“, in der Region Hall-Wattens, knapp 20 Autominuten von Innsbruck entfernt. Die Architekten Schenker Salvi Weber entschieden sich nicht zuletzt deswegen –als einzige unter den 20 WettbewerbsteilnehmerInnen– die Turnhalle unter die Erde zu verlegen und darauf aus statischen Gründen in leichter Holzbauweise den zweigeschossigen Kindergarten zu setzen.

Harmonische Gesamtdramaturgie
Mit der 110 Jahre alten, denkmalgeschützten Volksschule wird so durch den neuen Kindergarten nicht nur ein geschützter und dennoch einladender Pausenhof vor dem Hintergrund der malerischen alpinen Kulissen des Karwendelgebirges generiert, sondern auch ein in seinem Volumen dem dörflichen und kindlichen Maßstab angemessener Baukörper geschaffen, der sich harmonisch in das bestehende Ensemble einfügt. Der nur zweigeschossige Holzbau wurde analog zur Umgebung mit Kratzputz verkleidet.

Innenraum Kindergarten: Spiel- und Lernlandschaft im kindlichen Maßstab
Im Inneren des Passivhauses schreibt sich diese für das Büro typische Philosophie fort. Auch hier takten sich die Räume zu einem harmonischen Raumkontinuum, einer Spiel- und Lernlandschaft im kindlichen Maßstab, mit den verschiedensten Blickbezügen nach außen wie nach innen, horizontal wie vertikal.
Das Haus bietet 120 Kindergarten- und 24 Krippenplätze, die sich auf acht Gruppenräume aufteilen. Die unterschiedlichen großen Perforierungen in der Fassade, in deren Laibungen man sitzen kann, bieten im wahrsten Sinne des Wortes „auf Augenhöhe“ gerahmte Ausblicke in die Natur – für die Kleinen wie die Großen. Nischen, Gemeinschaftsflächen, offene und intime Raumsequenzen wechseln sich ab und gehen ineinander über. Deren Funktionen kann von den BetreuerInnen durch Türen, Vorhänge, Schiebetüren je nach Bedarf für kleinere Gruppen, Kreativspiele, Mittagsschlaf und so fort geändert werden und ermöglicht einen guten Überblick über das Geschehen.
ie starke Mitte, Verteiler- und Orientierungsraum des Kindergartens, ist die breite Treppe mit umlaufender Galerie und schirmartigen Oberlichtkonus mit Kunst- und Tageslicht, die fließend in den gemeinsamen Speisebereich übergeht und alles als großen, hellen, gemeinsamen Raum mit den acht angedockten Kindergruppen erfahrbar macht, eine fließende Lern- und Spiellandschaft, in der jede Fläche gleich gewichtet ist.

Material – und Farbkonzept des Kindergartens
Das Farb- und Materialkonzept in Pastellfarben, mit geölten Eichenholzeinbauten, Eichenmassivparkett, Filzvorhängen und hellbrauner Holzwolle-Akustikdecke ist bewusst dezent gehalten, genauso wie die von Schenker Salvi Weber entworfenen, regional handwerklich hochwertig verarbeiteten Möbel aus geöltem Eichenholz. Die Vollholz-Kindertische und -stühle stammen aus der Tiroler Möbelfabrik Hussl.

Helle Dreifachsporthalle unter der Erde
Das Materialkonzept des Kindergartens wird mit der weißen Holzwolle-Akustikdecke und dem warmen Eichenholz für die Fensterrahmen, Türen, Handläufe und Sitzbänke der Zuschauertribüne in der unterirdischen 44 x 22 Meter großen Dreifachturnhalle fortgesetzt. Als dominierender Akzent entschieden sich die Architekten hier für die raue Haptik des Sichtbetons und einen hellen, mineralischen Fliessbelag, um das Unterirdische, Mineralische und Höhlenartige bewusst zu zitieren.
Ein 20 Meter hoher Kletterschacht für die größeren Kinder, der vom untersten Geschoss bis in den Kindergarten darüber reicht und dramaturgisch spannend von Oberlichten und Fenstern in die Etagen beleuchtet wird, verzahnt unten mit oben. Durch-, Ein- und Aufblicke, verschränkte Raumsequenzen sind auch hier wieder ein den Architekten wichtiges Thema.
Die Wände und Boden der Sporthalle sind mit Holz ausgekleidet. Sie sitzt wie ein Gefäß im Sichtbeton. Die Halle ist teilbar (1/3 zu 2/3) für alle Sportarten normgerecht und wettkampftauglich. Der Aushub für die Turnhalle war technisch herausfordernd, da er bis an die Fundamente der alten Volksschule reichte. Die großen Stahlbeton T-Träger für die Sporthalle mussten so dimensioniert sein, dass sie vorfabriziert auf den schmalen dörflichen Zubringerwegen noch befördert werden konnten.

Musikschule unterm Dach
Die Sporthalle ist durch einen unterirdischen Gang mit der alten Volksschule verbunden. Unter deren historischem Walmdach entstand auf nur 550 Quadratmetern eine Musikschule mit sechs Übungsräumen und einem großen Vortragsraum mit breiter raumsparender Sitzfläche statt Bestuhlung.
Auch hier wird die Materialität vom Kindergarten und der Turnhalle zitiert. Das warme Eichenholz kombiniert mit dem weiß gestrichenen Dachstuhl und der akustisch wirksamen, weiß lasierten Lattenverkleidung macht einen hellen und feierlichen Eindruck und lässt die kleinen Räume großzügig wirken.

Projektdetails:
Auftragsart: EU-weiter, offener Wettbewerb, Generalplanung
Auszeichnung: 1. Rang
Auftraggeber: Gemeinde Absam
Ort: Absam, AT
Wettbewerb: 2013
Realisierung: 2014-2016
Status: Fertiggestellt
BGF: 4090 m2
Baukosten: 9,0 Mio Eur
Energieeffizienz: Passivhausstandard
Mitarbeiter: Bettina Doser, Sophie Gerg, Teresa de Miguel, Thomas Morgner, Hans Reumann, Barbara Roller, Tiago Santana, Michael Salvi, Andres Schenker, Verena Theil, Tina Tobisch, Katalin Tóth, Rowena Ullrich, Thomas Weber

Kooperation:
Statik: Merz Kley Partner
Bauphysik: IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie
Bauleitung und Kosten: Die Bauleiter
Gebäudetechnik: Moser + Partner Ingenieurbüro
Lichtplanung: Designbüro Christian Ploderer
Landschaftsplanung: DnD Landschaftsplanung
Fotografie: Bengt Stiller

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