Kinderhaus Wieseneck
Göppingen, Deutschland
- Architekten
- a+r Architekten
- Standort
- Göppingen, Deutschland
- Jahr
- 2019
- Bauherrschaft
- Stiftungsvorstand der Stiftung Kinderheim Wieseneck
Der steigende Bedarf an Betreuungsplätzen hat den Vorstand der Stiftung Kinderheim Wieseneck dazu veranlasst, das bestehende Kinderhaus im Göppinger Ortsteil Jebenhausen zu sanieren und zu erweitern. Was mit zwei Gruppen im alten Kinderhaus begann, weitete sich im Laufe der Zeit immer mehr aus, so dass Umbau, Sanierung und Erweiterung unumgänglich wurden. Nach den baulichen Maßnahmen wurde es möglich, bis zu 100 Kinder im Alter von 1 – 10 Jahren zu betreuen und das Kinderhaus in vier verschiedene Fachbereiche mit insgesamt acht Gruppen zu untergliedern.
Bereits im Jahr 1913 wurde die „Stiftung“ Wieseneck von Pfarrer Christoph Blumhardt aus Bad Boll und Schwester Anna von Sprewitz gegründet und war ihrer Zeit weit voraus: Zweck der Stiftung war es, dass „solche Kinder der Einwohner Jebenhausens ohne Unterschied der Konfession vom 3. Lebensjahr ab, tagsüber kostenlose Aufnahme und Verpflegung finden, deren Eltern, Vater oder Mutter außerhalb ihrer Wohnung beschäftigt sind.“
In der Konzeption der Stiftung des Kinderhauses aus dem Jahr 2020 wird zudem festgehalten, dass „in einem lernfreudigen Umfeld Selbstbewusstsein, Neugierde und Experimentierfreude in Ruhe gedeihen können“. Auch die Architektur kann und sollte diese Haltung fördern.
Eine besondere Herausforderung bedeutete es zunächst, mit der maroden Bausubstanz des bestehenden Kindergartengebäudes umzugehen und dieses stimmig an den Erweiterungsbau anzuschließen. Das historische Bestandsgebäude lag als Solitär in einer parkartigen Grünfläche am Ortsrand. In der Planung wurde darauf geachtet auch der Erweiterung eine eigene Identität zu vermitteln. Zugleich sollte sie harmonisch in den Garten eingefügt werden. Entstanden ist ein Gebäude, das durch seine vertikale, gerundete Holzfassade einen feinen Kontrast zum Bestandsbau mit Putzfassade und Satteldach herstellt. Aufgrund dieser natürlichen Materialität erzielt die Fassade eine sehr ansprechende und einladende Wirkung. Mit einem gläsernen Zwischenbau sind beide Gebäude zu einem Ensemble verbunden.
Geplant wurde auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit: die kompakte Hülle des Erweiterungsbaus minimiert aufgrund ihrer geringen Oberfläche den Wärmeverlust und ermöglichte es, den alten Baumbestand zu erhalten.
Das Kinderhaus bietet ein familienähnliches Konzept mit Ganztagesbetreuung an, so dass sich einige Kinder bis zu 10 Stunden in den Räumlichkeiten aufhalten. In der Planung wurde auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder Rücksicht genommen. Das Herz des Kinderhauses bildet die Spieltreppe, die sich in sanftem Schwung durch die Mitte des Neubaus windet und übersichtlich die einzelnen Bereiche erschließt: vielfältige Spielzonen vor den Gruppenräumen, Sitzecken und ruhigere Bereiche zum Ausruhen und Entspannen.
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