Ferrero, Erweiterung Zentralgebäude
Stadtallendorf, Deutschland
- Standort
- Stadtallendorf, Deutschland
- Jahr
- 2017
- Bauherrschaft
- Ferrero oHG mbH
Die Schaffung architektonischer Qualität gehört zu den vorrangigen Zielen bei allen Industriebauten von aib. Das trifft auch und gerade auf kleinere Baumaßnahmen zu, die zwar keine großen Flächen beanspruchen, aber dennoch ihren Standort prägen. Bei der Erweiterung des Zentralgebäudes auf dem Werksgelände von Ferrero in Stadtallendorf war die Aufgabe besonders knifflig. Ziel der Ergänzung war es, an einem durch die Bestandssituation stark beengten Bauplatz neue Umkleideanlagen sowie zusätzliche Flächen für das bestehende Betriebsrestaurant zu schaffen.
Das Werk im hessischen Stadtallendorf ist die einzige Produktionsstätte des weltweit tätigen Süßwarenherstellers Ferrero in Deutschland. Das Firmenareal ist seit den 1950er-Jahren gewachsen. An zentraler Stelle wurde in den 1990er-Jahren ein mehrgeschossiges Verwaltungs- und Sozialgebäude errichtet, das sämtliche Infrastrukturen für die Mitarbeiter wie Umkleiden mit Dusch- und Waschräumen bündelt.
Aufgrund veränderter räumlicher Anforderungen wurde aib mit der Erweiterung des Zentralgebäudes beauftragt. Neben der Schaffung von Kapazitäten für weitere Umkleiden waren auch neue Flächen für das Betriebsrestaurant im obersten Geschoss des Gebäudes gefordert. Da die Neubauflächen dabei direkt aus den jeweiligen Ebenen des Altbaus erschlossen werden sollten, wurde lediglich ein neues Fluchttreppenhaus benötigt. Aufgrund des hohen Flächenbedarfs entschied sich aib daher für eine besondere Bauform: Als zweigeschossige Überbauung der Werksstraße schiebt sich der neue Baukörper mit den beiden obersten Geschossen bis zur Grenze des Firmengeländes vor. Auf diese Weise entsteht ein offener Raum, der als eine Art Durchfahrtshalle die Verkehrswege überbrückt und gleichzeitig eine neue Passage für die Mitarbeiter bildet.
Ziel dieser ungewöhnlichen Gestaltung des Erweiterungsbaus war es, eine neue ordnende Qualität in das Werksgelände einzufügen. Mit wenigen, das Gesamtvolumen betonenden Elementen wird der Standort zwischen unterschiedlich großen Produktionshallen neu gegliedert. Dabei schließt das Volumen des Neubaus architektonisch fugenlos an das vorhandene Zentralgebäude an. Bei gleicher Gebäudetiefe und -höhe betont die Putzfassade der Erweiterung aber die Eigenständigkeit des Neubaus und schafft damit einen optischen Kontrast zur gerasterten Glasfassade des Bestandes. Durchlaufende Fensterbänder an den Längsseiten des Erweiterungsbaus sind so angeordnet, dass sie in der Höhe wechseln und zusammen mit den geschlossenen Putzflächen die Fassade rhythmisieren. Die Farbigkeit der Fenster und Putzflächen wurde aus dem Farbton der Bestandsfassade abgeleitet und für die Durchfahrtshalle mit einem optisch weitenden Lichtblau kombiniert.
Aus der Notwendigkeit des begrenzten Bauplatzes und der zu erhaltenden Verkehrswege entwickelte aib einen neuen Ort mit hoher baulicher und räumlicher Qualität. Die großzügige Durchfahrtshalle wird von Hohlkehlen charakterisiert, deren Gestaltung die Formensprache bestehender Bauteile aufnimmt. Auch die neue Fluchttreppe wurde gestalterisch eingebunden und im Gebäudevolumen „ausgestanzt“. Die eigentliche Aufgabe einer funktionalen Erweiterung des Bestandes führte auf diese Weise zu einer Aufwertung des Standortes am Rande des Werksgeländes.
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