Doppelhaus an der Hildapromenade

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Standort
Karlsruhe, Deutschland
Jahr
2005

Als Baugruppen-Modellprojekt der Stadt Karlsruhe wurde das städtische Grundstück der ehemaligen Dragonerkaserne an der Hildapromenade beplant und bebaut, um Wohnen in der Stadt mit individuellen Grundrissen, eigenem Freibereich, Privatsphäre und ohne die Rendite eines Bauträgers zu ermöglichen.

Durch die Parzellierung des Grundstücks in acht je nach Bedarf breite Einzelgrundstücke und die Bebauung durch entsprechend viele Bauherren und Architekten wird die lebendige Vielfalt erreicht, die eine attraktive Stadt ausmacht. Verbindliche Gestaltungsregeln fassen die individuellen Wohnhäuser zusammen: ein Stadtbaustein am Park mit gemeinsamer Identität entsteht, der gleichzeitig Planungsfreiräume für die einzelnen Bauherrschaften bietet. Durch einen gemeinsamen Planungs- und Bauprozess entsteht nicht nur ein Haus, sondern ein Stück Stadt. 15 Bauparteien, die gleichzeitig Eigennutzer sind, bewohnen diese acht Häuser.

Die nord-südorientierte Zeile bildet Teil der räumlichen Fassung des 1,5 km langen städtischen Grünzugs „Hildapromenade“. Die Gebäude werden aus dem Norden über eine Anliegerstrasse erschlossen, der öffentliche Park wird mit seinen Spazierwegen, Spielplätzen und Klettergerüsten zum Vorgarten. Die minimierten Privatgärten orientieren sich nach Süden. Alle Häuser der Zeile sind fünfgeschossig und durch einheitlich materialisierte Wandscheiben mit einer Kontur, die über Fassaden und Dächer hinausragen, einerseits optisch zusammengefasst, andererseits voneinander getrennt.

Für alle Einzelhäuser der Zeile gelten somit bestimmte Rahmenbedingungen: zwei Bauherrschaften teilen sich eine Parzelle mit einer Tiefe von 35 m, das Grundstück wird über eine Tiefe von 13 m fünfgeschossig mit einer vorgegebenen Firsthöhe bebaut. Im Erdgeschoss wird ebenerdig geparkt mit je einem Parkplatz pro Wohnung, ein Vorbau in Parkplatztiefe wird in den Garten geschoben.

Wohnen wie im Einfamilienhaus und mehr wurde zur Zielsetzung für die Planung des zur Baugruppe gehörigen Wohnhauses Paul-Ehrlich-Straße 18. Eigenständige und voneinander unabhängige Wohnungszugänge erhalten einen Mehrwert durch ein gemeinsames Foyer: der zum Park geöffnete Carport dient ebenso als überdachte Freifläche für spielende Kinder. Die größtmögliche Privatheit in der möglichen Gemeinsamkeit der „Minibaugruppe“ wird durch Anordnung der Eingänge und der Freibereiche gestützt.

Ein gestapeltes Reihenhaus entsteht damit auf der Parzellenbreite von 8 m. Jede Wohnung erhält einen eigenen Charakter durch Freiraumbezug, Ausblick und Materialien, die architektonischen Elemente zur räumlichen Verbindung der Geschosse jeder Wohnung - Treppenräume und Atrien - sind zweifach variiert.

Die Erd-Wohnung erstreckt sich vom EG bis zum 2. OG über 2 ½ Geschosse und nutzt Garten und die Terrasse auf dem Vorbau nach Süden. Die Vertikalerschließung und der Zugang für diese Wohnung sind an der östlichen Hausschotte angelagert: eine leichte Stahltreppe und ein Luftraum verbinden optisch die drei Wohnebenen. Sie erschließt im Erdgeschoß Wohn-, Arbeits- und Gastbereich, im 1. OG den Koch- und Essbereich zur Südterrasse sowie den Elternbereich nach Norden, im 2. OG das Kinderwohnen.

Die Himmel-Wohnung belegt ebenfalls 2 ½ Geschosse vom 2. OG bis zum DG, die Dachterrasse bietet privaten Außenraum. Die Vertikalerschließung mit dem Zugang für diese Wohnung ist an die westlichen Hausschotte angelehnt und erschließt nach einem Zugangsbereich im 1. OG den Wohn/Arbeitsbereich im 2. OG. Eine Himmelstreppe aus Beton verbindet diesen öffentlichen Bereich mit dem zweiten öffentlichen Raum: der Koch- und Essbereich, die große Dachterrasse nach Süden und der hausbreite Austritt mit Blick zum Park liegt im 4. OG. Die Treppe passiert das 3. OG mit den privaten Schlafräumen, ein Atrium belichtet die Tiefe und bietet dem Passanten auf dem Weg in den wichtigsten Raum der Wohnung einen hellen und grünen Blick.

Betonstein als Material der hausbegrenzenden Schotten dominiert das gemeinschaftliche Erscheinungsbild, die individuellen Fassaden variieren. Die Fassaden der Paul-Ehrlich-Straße 18 bestehen aus geschosshohen Elementen und öffnen das Gebäude sowohl zur Sonne nach Süden als auch zum Blick auf den Park nach Norden. Feststehende Verglasungen, in Eichenholz gefasste Schiebetüren, die wie Bilderrahmen den Blick in die Landschaft fassen und schmale Lüftungsklappen in orange sind je nach Funktion angeordnet. Der Massivbau wird ökologisch sinnvoll mit Fernwärme über eine Fußbodenheizung beheizt.

Planung
2002 - 2004

Realisierung
2004 - 2005

Nutzfläche
480 qm

BRI
1.771 cbm

Leistungsphasen
1-9

Fotos
Stephan Baumann
Andreas Keller

Auszeichnungen
Neues Wohnen in der Stadt 2010, engere Wahl / Häuser - Award, 2008, Sonderpreis / Gute Bauten BDA 2008, Auszeichnung / Besichtigung zum Tag der Architektur 2008 / KfW - Award 2008, 1. Preis / Zukunft Wohnen bdz 2006, Sonderpreis / Wohnen im Zentrum 2006, 1. Preis / Das goldene Haus 2006, Anerkennung

Publikationen
Perspektive Stadt, Seite 158, Essen 2010 / Baugemeinschaften im Südwesten Deutschlands, S.90, Stuttgart 2010 / Zuhause Wohnen, Nr. 6/10, Seite 104, Hamburg 2010 / Neue Architektur, Architekturführer Karlsruhe, Seite 32, Karlsruhe 2010 / Nikkei Architecture Nr. 8/09, Seite 130, Tokyo 2009 / Städte und Baugemeinschaften, Seite 155, Stuttgart 2009 / Häuser Nr. 2/08, Seite 50, Hamburg 2008 / Focus Nr. 22/08, Seite 132, München 2008 / Ratgeber Neubau, Seite 1, Düsseldorf 2008 / Wohnen Nr. 2/08, Seite 14, Hamburg 2008 / Townhouses, Seite 33, Callwey München 2008 / BundesBauBlatt Nr. 7-8/08, Seite 12, Gütersloh 2008 / Die besten Einfamilienhäuser, Seite 38, Callwey München 2008 / TownHouses and more, Seite 96, Braun-Verlag Berlin 2008 / Stadtwohnen, Seite 90, DVA München 2007 / Baumeister Nr. 5/07, Seite 58, München 2007 / Eco-Häuser, Seite 78, DVA München 2007 / Zukunft Wohnen, Seite 58, Wasmuth-Verlag Berlin 2007 / Das Haus Nr. 11/06, Seite 32, München 2006

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