Service Point | Wiener Stadtwerke
Vienna, Austria
- Architects
- smartvoll
- Location
- Spittelauer Lände 45, 1090 Vienna, Austria
- Year
- 2020
- Client
- Wiener Stadtwerke GmbH
- Team
- Philipp Buxbaum, Christian Kircher, Olya Sendetska, Dimitar Gamizov, Viola Habicher, Michael Knoll, Anton Klyshnia
- Tischler
- Tischlerei Prödl
„Wir wollen, dass du dich wohlfühlst“
Service Treff | Wiener Stadtwerke
Das Verständnis davon, was eine Marke ist, hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Konnten zuvor eine Farbe und ein Logo ein ganzes Unternehmen repräsentieren, versteht sich Marke heute als Sonderwelt und einzigartige Kultur. Auf diese komplexe Entwicklung reagiert die Corporate Architecture des neuen Service Treffs der Wiener Stadtwerke von smartvoll Architekten. Der Raum kommuniziert nun klar: „Wir heißen dich herzlich willkommen und wollen, dass du dich wohlfühlst.“
Wenn Architekten das Interieur eines hochpreisigen Hotels oder Shops gestalten,
werden sie von den Bedürfnissen seiner Gäste oder Kunden ausgehen und mit ihrem Einfühlungsvermögen auch emotionale Stimmungen, kulturelle Atmosphären und soziales Erleben in feinsten Abstufungen steuern. Mit genau dieser Herangehensweise haben smartvoll Architekten nun das Servicezentrum eines kommunalen Betriebs gestaltet und die ehemalige Kundendienststelle von Wien Energie als Marken-Touchpoint, Flagshipstore und Corporate Architecture für die gesamten Wiener Stadtwerke zeitgemäß neu interpretiert.
Wohlfühlen – das nehmen wir als Leitmotiv
Service Treff heißt das neue Kundenservicezentrum der Wiener Stadtwerke in Spittelau und beherbergt seit der Neugestaltung gleich fünf städtische Betriebe: Wiener Netze, Wiener Linien, Wiener Lokalbahnen, WiPark und die Bestattung Wien. Dass die äußere Schleife des Grundrisses den eintretenden Besucher vom Empfang weg gleich zu einem Café weiterführt, stimmt schon wie ein Leitmotiv darauf ein, dass smartvoll und die Stadt Wien mit dieser Innenarchitektur in einem bisher kaum gekannten Ausmaß für das Wohlfühlen ihrer Bürger Sorge tragen.
„In einer Zeit, in der Großunternehmen ihren Kundenservice auf Callcenter reduzieren, gewinnt die Bemühung unseres Bauherrn um Anhebung der Servicequalität eine noch größere Eindrücklichkeit. Unsere Gestaltung überträgt diese Bemühung in den Raum und erweitert sie um den Wohlfühlfaktor“, sagt Christian Kircher von smartvoll.
50 verschiedene Oberflächen, bergende Rundformen, konzentrische Raumorganisation, reichlich Pflanzenwuchs, textile wie auch gläserne Raumtrennungen und eine angenehme, ruhige Farb- und Materialwelt prägen den in sich stimmigen Gesamteindruck einer Wohlfühlarchitektur, die jedoch so subtil entfaltet wird, dass sie niemals die zur Funktion und Öffentlichkeit eines Servicezentrums passende Sachlichkeit übertönt. Die fein ausdifferenzierte ästhetische Zonierung wird zusammengehalten von einer hoch schwebenden Decke, die mit ihren grau übermalten Röhren und Apparaturen nicht verbirgt, dass es ein technisches Unternehmen ist, das hier seine Schnittstellen zu allen Kundengruppen definiert.
Service – das nehmen wir wörtlich
Da diese Kontaktstelle nun allen Unternehmen gleichermaßen dient, ist die Bedürfnislage der Kunden äußerst heterogen. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Friedhofsverwaltung, wo die Trauer eine spezielle, auch ästhetische Rücksichtnahme erfordert. Eine ganz andere Emotionalität ist von Bestandskunden in den Bereichen des städtischen Verkehrs und der Energieversorgung zu erwarten, wo es speziell bei Zahlungsverzug um Konflikte, manchmal sogar um existenzielle Krisensituationen geht. Neukunden hingegen wollen beim Schließen von Verträgen in ihrer zuversichtlichen Gemütslage begleitet werden – auch hier sind smartvoll Architekten mit besonderen Raum- und Farbgestaltungen darauf eingegangen: Die Wohlfühlatmosphäre des Warteraumes, der Einsatz von Pflanzen und das neue Café wirken vom Betreten an beruhigend auf die Kunden und entschärfen bereits im Vorfeld so manche Konfliktsituation. Dezent gestaltete und im Grundriss zurückgezogene Räume erfüllen das Diskretionsbedürfnis der Friedhofsverwaltung. Eine Wartelounge, textile Kojen sowie hochwertiges Parkett und Möbel entsprechen wiederum der Werteerwartung von Neukunden.
Als hätten smartvoll Architekten „Servicezentrum“ beim Wort genommen, haben sie den Servicegedanken als Grundhaltung mit großer Deutlichkeit inszeniert und dabei auch die neue Funktion, Zentrum aller Kommunalbetriebe zu sein, durch die Anordnung aller Zonen rund um den zentralen Wartebereich anschaulich gemacht. Dessen äußere Rundform wird durch runde Bänke, Sessel und Tische in seiner Mitte doppelt markiert. Vorhänge, Pflanzen und rosige Farbtöne verleihen ihm eine wohnliche, ruhige, geborgene und intime Anmutung. Im Unterschied zu herkömmlichen Wartezonen fühlt es sich hier nicht kalt und anonym an, sondern menschlich warm. Der neue Service Treff ist gewissermaßen eine sprechende Architektur. Er formuliert die Grundhaltung dieser städtischen Unternehmen und sendet an den Kunden eine klare Botschaft: „Wir heißen dich herzlich willkommen, wollen, dass du dich wohlfühlst, und nehmen deine Bedürfnisse und Anliegen sehr ernst!“
„Das neue Service Center ist eine architektonische Verräumlichung von unternehmerischen Inhalten – eine Gestaltung, die sich den Bedürfnissen der Kunden und dem Wohlbefinden der Mitarbeiter gleichermaßen verschreibt“, sagt Olya Sendetska von smartvoll.
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