Neubau Schulungscenter Arburg
Loßburg, Germany
- Architects
- SCHMELZLE+PARTNER
- Year
- 2020
- Client
- GmbH + Co KG
- Statik / Tragwerk
- IB Boll + Partner Beratende Ingenieure VBI, Stuttgart
- Gebäudetechnik
- Fact GmbH, Böblingen
- Rohbau
- Leonhard Weiss GmbH & Co. KG, Göppingen
- Metallbau / Glasfassade
- Lacker AG, Waldachtal
- Elektro
- Hans Eisele GmbH, Glatten
- Sanitär / Heizung / Kälte
- Volz GmbH, Achern
- Außenanlage
- Lupold Straßen- und Tiefbau GmbH, Vöhringen
- Dachabdichtung
- Fritz Technologie, Sulz am Neckar
ARBURG GmbH + Co KG ist einer der weltweit führenden Hersteller hochwertiger Spritzgießmaschinen.
Schulungen gehören fest zum Dienstleistungsspektrum von Arburg. Aktuell werden jährlich bis zu 700 Kurse für 3.500 Kunden veranstaltet. Im neuen Arburg Schulungscenter können die Kunden das branchenweit modernste Schulungsangebot mit interaktivem und vernetztem Lernen in Theorie und Praxis nutzen.
Die in den 60er Jahren errichteten Bestandsgebäude wurden abgebrochen. Produktion, Mitarbeiterzugang und Pforte entsprachen nicht mehr dem Bedarf und so wurde der Platz für das neue Schulungscenter geschaffen. Für den zu erhaltenden Bestand war das vorhandene Treppenhaus als Aussteifung statisch erforderlich, das aufgrund der Sicherheitsvorschriften ebenfalls abgebrochen werden sollte. Daher wurde eine provisorische Stahlkonstruktion als statischer Ersatz geschaffen; nach Fertigstellung konnte der Neubau die aussteifende Funktion übernehmen.
Da es keinen tragfähigen Baugrund gab mussten die Lasten über Sondergründungen, mit 165 Bohrpfählen und mit einer Gesamtlänge von 1,25 km, abgetragen werden. An zwei der Gebäudeseiten wurde an den Ursprungsbestand angeschlossen. Erschwerend kam hinzu, dass eine bestehende Lüftungszentrale überbaut werden musste, die keinerlei zusätzliche Lasten aufnehmen konnte. Daher wurden alle darüberliegenden Stockwerke als Auskragung ausgeführt. Um zu ermöglich, dass im Zufahrtsbereich der Tiefgarage und der Waschstraße möglichst wenige Stützen stehen, musste die Last von ca. 350 t über eine entsprechend dimensionierte Stahlbetonverbundstütze abgeleitet werden.
Das neue Schulungscenter schafft auf ca. 13.700 m² einen Raum für unterschiedliche Nutzungen: Umfangreiche Technikflächen, eine Tiefgarageneinfahrt, eine Kfz-Werkstatt, eine Autowaschanlage, ein Reifenpaternoster, sowie die zentrale Anlieferung mit Verladerampen und die Hauptpforte des Gebäudes und damit auch der Eingang für ca. 40 % aller Arburg-Mitarbeiter, sowie ein Bistro.
Das Herzstück des Schulungscenters befindet sich im Erdgeschoss, mit der 1.200 m² großen Maschinenhalle und 15 Spritzgießmaschinen. Für die Kunden stehen zwölf Räume für insgesamt mehr als 150 Schulungsteilnehmer bereit.
In den beiden darüber liegenden Geschossen sind Großraumbüros mit jeweils 160 Arbeitsplätzen entstanden. Im 4. Obergeschoss befindet sich auf 900 m² das betriebliche Gesundheitsmanagement.
Der Neubau führt die ursprüngliche DNA von Arburg weiter. Die Auskragung ist die konsequente Fortsetzung der Linienführung des Mehrzweckgebäudes aus den 70er Jahren. Bereits beim Kundencenter, das 2009 entstand, wurden diese Linien mit einbezogen.
Mittlerweile besteht das Ensemble aus drei Gebäuden: Kundencenter, Mehrzweckgebäude und Schulungscenter, die harmonisch miteinander eine Einheit bilden, sich gegenseitig ergänzen, jedes für sich einzeln ablesbar und doch steht jedes für seine eigene Epoche.
Der größte CO2-Emittent beim Bauen ist Zement. Daher wurde – wie bei allen Arburg Bauvorhaben – viel Augenmerk darauf gelegt Beton einzusparen, um den Zementverbrauch zu senken. Um eine optimale Flächenausnutzung zu erreichen, kragen die Obergeschosse bis zu 13 m über die Arthur-Hehl-Straße hinweg. Für eine solche Konstruktion waren 1,80 m hohe, 1,80 m breite, 25 m lange und 79 t – vergleichbar zu Beton – leichte Doppel-Stahlträger erforderlich. Ebenfalls wurde die gerundete Auskragung, die zusätzlich als Vordach dient, in einer filigranen Stahlkonstruktion ausgebildet. In diesen Bereichen kam eine Holorib-Decke zur Ausführung, wodurch die Deckenstärken deutlich minimiert werden konnten und Beton eingespart wurde. Zusätzlich wurden Abertausende, in der Position genau definierte, luftgefüllte Kunststoffbälle in der Decke an statisch möglichen Stellen eingebaut und der Beton durch Luft ersetzt. Die Einsparung allein mit dieser sogenannten Cobiax-Deckenkonstruktion beträgt 1.800 t Beton. Ein PKW könnte mit der eingesparten CO2-Emission knapp eine Million Kilometer zurücklegen, 22 Weltumrundungen. Positiver und zusätzlicher Nebeneffekt: das Gebäude wurde leichter, die Stützen schlanker und die Fundamente kleiner. Ein weiteres Highlight ist die energiesparende und schallschützende Doppelfassade. Die Glasfassade besteht aus insgesamt 800 Scheiben mit 260 t Gesamtgewicht. Die gesamte Glasfläche des Schulungscenters inklusive Aluminiumverkleidung umfasst ca. 7.200 m². Zudem wurde das bei Arburg bewährte Konzept der Gebäudeklimatisierung mit Niedertemperaturnutzung und Vollklimatisierung aus Maschinenabwärme umgesetzt. Bei Arburg Seite 4 / 12 fällt Abwärme, vor allem aus den Kühlkreisläufen der Maschinen, an. Diese Abwärme müsste über Kühltürme abgeführt werden, was mit hohem Energieaufwand verbunden ist. Die Idee dazu war, die Hofflächen sowohl im Sommer, als auch im Winter mit dieser überschüssigen Energie zu heizen. Bisher gab es für Bitumen keine passende Lösung. Daher wurde ein komplett neuartiges System entwickelt und europaweit zum ersten Mal getestet und verbaut. Zudem sind alle Flächen im Erdgeschoss und im Untergeschoss bauteilaktiviert, d. h. die Heizrohre wurden im Beton verlegt. Das Regenwasser wird wie bei den anderen Gebäuden gesammelt und für sanitäre Anlagen sowie die Bewässerung der Außenanlage genutzt.
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