Kinderkrippe Wiggensbach
Wiggensbach, Germany
- Architects
- f64 Architekten und Stadtplaner GmbH
- Location
- Jugendstraße 12, 87487 Wiggensbach, Germany
- Year
- 2019
- Client
- Markt Wiggensbach
Neubau einer 5-gruppigen Kinderkrippe in Wiggensbach
Ausgangslage und Standort:
Um den vorgeschriebenen und auch notwendigen Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen zu decken, wurde im Hauptort Wiggensbach eine neue 5-gruppige Kinderkrippe errichtet. In Wiggensbach existiert ein Kindergarten mit acht Gruppen, wobei davon eine Gruppe im Ortsteil Ermengerst beheimatet ist. An diesen Kindergarten waren vorher drei Krippengruppen angegliedert, welche sich in einem 2012 realisierten Anbau an die Grundschule befanden. Die durch den Neubau frei gewordenen bisherigen Krippenräume sollen zukünftig dem Kindergarten bzw. der Grundschule zur Verfügung stehen.
Als Standort für den Neubau standen zwei Grundstücke im direkten Umfeld der vorhandenen Bildungs- und Sporteinrichtungen im Bereich der Jugendstraße zur Auswahl. Im Zuge einer vorausgegangenen Machbarkeitsstudie hat sich der Marktgemeinderat für einen Neubau auf einer bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche östlich der 3-fach Sporthalle entschieden.
Ziel:
Ziel der Neubebauung war die Schaffung einer Krippe für fünf Gruppen mit einer maximalen Belegung von jeweils 15 Kindern, was insgesamt 75 Krippenplätzen entspricht. Zusätzlich kann der Mehrzweckraum für Bewegung der Krippenkinder auch extern durch Vereine und Gruppen der Gemeinde zum Gesundheitssport genutzt werden.
Wunsch der Bauherren war ein wertiges, nachhaltiges Gebäude in Holzbauweise unter Verwendung möglichst baubiologisch unbedenklicher Baustoffe zu errichten. Durch sichtbare Holzoberflächen wurde eine warme und geborgene Atmosphäre für die Kinder geschaffen.
Der Nachhaltigkeitsgedanke spielt auch beim Thema Energie eine große Rolle. Die Ausführung einer hochgedämmten Gebäudehülle in Kombination mit dem Anschluss an ein geplantes Biomasse-Nahwärmenetz ermöglichen einen ressourcenschonenden Umgang mit Energie.
Städtebauliche Einbindung und Erschließung:
Der Neubau der Kinderkrippe, auf einer bisher landwirtschaftlich genutzten Grünfläche, ergänzt die bereits vorhandenen Gebäude des Sport- und Bildungswesens entlang der Jugendstraße: Kindergarten, Grundschule, alte Schulsporthalle sowie 3-fach Sporthalle. Der eingeschossige Solitär orientiert sich mit den Außenabmessungen an der westlich vom Baugrundstück situierten 3-fach Sporthalle. Eingebettet in die nach Osten hin abfallende Topografie stellt der Baukörper den Übergang zum Naturraum her. Das extensiv begrünte Flachdach sowie die naturnah gestalteten, in leichte Hügel eingebetteten, parkartigen Außenanlagen unterstützen dies. Die geplante Fassadengestaltung mit Holzschindeln stellt einen Bezug zum Ort her und steht im Kontext mit den vorhandenen Gebäuden.
Das Gebäude wird über eine bereits vorhandene Zufahrt von der Elsässer Straße aus von Norden her erschlossen. Nördlich des Eingangsbereiches der Kinderkrippe befinden sich sechs PKW-Stellplätze, wobei davon ein Behinderten-Stellplatz ausgewiesen wird. Diese Stellplätze dienen vorrangig der Anlieferung bzw. dem Personal. Für die Eltern sind weitere Stellplätze in ausreichender Zahl nördlich von Schule und Kindergarten vorhanden, welche über einen Fuß- und Radweg an die Kinderkrippe angebunden sind.
Gebäudekonzept:
Das Gebäude, ausgebildet als rechteckiger, eingeschossiger Kubus, wird über einen Einschnitt in der Fassade von Norden her erschlossen. Dadurch wird ein großzügiger, witterungsgeschützter Eingangsbereich geschaffen, welcher zusätzlich einen überdachten Zugang zum Müll- sowie Kinderwagenabstellraum bietet. Aufgrund der beschriebenen eingeschossigen Bauweise sind sämtliche Besucher- und Benutzerbereiche barrierefrei zugänglich. Über einen Windfang, der gleichzeitig auch als Garderobe und externer Zugang für den Mehrzweckraum dient, wird die zentrale Flur- und Multifunktionsfläche erschlossen. Diese erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über die gesamte Gebäudelänge und erschließt sämtliche Räume der Kinderkrippe. Die Belichtung dieser Flächen erfolgt über zwei großzügige Oberlichter, welche im Wechsel mit den drei eingeschobenen Funktionskernen eine spannende Raumwirkung erzeugen und für eine nutzungsgerechte Zonierung sorgen. Analog zum nordseitigen Eingangsbereich wird der zentrale Gartenzugang über einen Fassadeneinschnitt auf der Südseite des Gebäudes hergestellt. In diesem ebenfalls überdachten Bereich befinden sich außerdem die benötigten Lagerflächen für Außenspielgeräte.
Mehrzweckraum, Personalbereich, Speiseraum sowie die fünf Gruppenräume ordnen sich linear auf beiden Seiten der Flur- und Multifunktionsflächen an. Raumhohe Glaselemente stellen die Abgrenzung zwischen Verkehrsflächen sowie Gruppen- und Sonderräumen her und sorgen zugleich für eine gleichmäßige natürliche Belichtung. Vorgelagerte Loggien auf West- und Ostseite der Gruppen- und Sonderräume, welche ebenfalls durch Einschnitte im Gebäudevolumen ausgebildet werden, stellen den direkten visuellen Übergang vom Innen- zum Außenraum her. So bietet sich auch bei ungeeigneter Witterung die Möglichkeit, das Spielgeschehen in den (witterungsgeschützten) Außenbereich zu verlegen. Da die Rückseite der beschriebenen Räume zur Flur- und Multifunktionsfläche hin vollflächig verglast ist, sind Interaktionen zwischen den verschiedenen Bereichen möglich. Es entstehen offene, transparente Räume, die ideale Voraussetzungen für eine zeitgemäße frühkindliche Bildung bieten.
Die zugehörigen Funktionsräume befinden sich in separaten Nutzungszonen zwischen den beschriebenen Gruppen- und Sonderräumen. Kreativ- und Ruheräume sind direkt an die Gruppenräume angebunden und werden über große Fenster direkt belichtet. Die Sanitärräume, welche in Doppelnutzung durch jeweils zwei Gruppen- und Sonderräume benutzt werden, erhalten eine indirekte Belichtung über großzügige Lichtbänder in den Garderobenbereichen. Jedem Gruppenraum ist außerdem ein eigener Lagerraum direkt zugeordnet.
Das Gebäude wurde überwiegend in Holzbauweise ausgeführt. Dadurch wurden eine kurze Bauzeit, regionale Wertschöpfung und eine warme Raumatmosphäre ermöglicht. In der Materialität präsentiert sich das Gebäude als ganzheitlich, sympathisch und nachhaltig. Es wurde verstärkt auf Baubiologie und die sinnliche Wahrnehmung der Kinder geachtet.
Das Entwurfskonzept sah weiter vor, mit regionalem Holz arbeiten zu können. Die Auswahl der Bauprodukte und -systeme wurde auf die Möglichkeiten der regional ansässigen Handwerksbetriebe abgestimmt. Damit soll eine maximale Nachhaltigkeit erreicht werden: CO2-neutrale Baustoffe, kurze Transportwege, regionale Kreisläufe, Wertschöpfung und Stärkung regionaler Netzwerke sowie hohe Identifikation der Bürger mit dem Gebäude.
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