In unserer Gesellschaft herrscht leider noch immer eine Wegwerfmentalität vor. Das gilt auch im Gestaltungsbereich: In dichter Folge werden neue, trendige, aber auch möglichst günstige Lösungen gefordert. Doch es zeichnet sich ein erfreulicher Paradigmenwechsel ab: In der Architektur beispielsweise haben Handwerkskunst und traditionelle Bautechniken seit kurzem wieder Konjunktur. In Teilen der Szene erfolgt eine Rückbesinnung auf althergebrachte Techniken, das Interesse an natürlichen, regional verfügbaren Materialen wächst. Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit von Bauten rücken vermehrt in den Fokus. Gerade junge Architekt*innen interessieren sich immer häufiger dafür, Gebäude zu sanieren und umzugestalten, statt sie abzubrechen und zu ersetzen. Wie kommt es zu dieser Entwicklung? Viele soziokulturelle, raumplanerische, politische und auch ökonomische Aspekte spielen eine Rolle, daneben gewiss auch ästhetische Erwägungen. Einer der wichtigsten Faktoren jedoch dürfte das wachsende Bewusstsein über den Klimawandel sein, verbunden mit der Einsicht, dass jetzt gehandelt werden muss. Die Schweizer Traditionsfirma de Sede teilt diese Ideen – und das nicht erst kürzlich, sondern schon seit sie anfangs der 1960er-Jahre begann, hochwertige Sitzmöbel aus Leder zu gestalten und zu fertigen. Das Unternehmen aus Klingnau hat viel zu bieten.
Wie aber kommt es, dass de Sede so sehr auf handwerkliche Präzision und qualitätsvolle Ausführung setzt? Und woran erkennt man das überhaupt? Die Firma wurde 1962 als Sattlerei von Ernst Lüthy gegründet. Schon damals war die Geschäftsidee, Leder perfekt zu verarbeiten und überaus dauerhafte Produkte herzustellen. Damit war das Familienunternehmen rasch erfolgreich, wuchs schnell und wurde 1965 zur Aktiengesellschaft. Statt Sättel produzierte man nunmehr lederne Sitzmöbel. Schon bald wurden diese weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus wertgeschätzt. Über die Jahre begann die Firma mit herausragenden Designer*innen und Architekt*innen zusammenzuarbeiten, allen voran mit Santiago Calatrava, der 1986 die Liege «DS-150» entwarf, aber beispielsweise auch mit dem Innenarchitekten Ubald Klug oder der Designerin Antonella Scarpitta. Eine kleine Ausstellung am Firmensitz, die «Timeline», transportiert in sympathischer Weise den grossen Stolz von de Sede auf die eigene Historie. Bei so viel Wertschätzung für Traditionen verwundert auch nicht, dass de Sede regelmässig Redesigns seiner Klassiker lanciert und an herausragenden Stücken, etwa dem weltbekannten Kultmöbel «DS-600», kontinuierlich weiterarbeitet.
Heute sind 110 Menschen bei der Firma beschäftigt, die Manufaktur produziert rund 11'500 Möbelstücke jährlich. Sie werden in mehr als 69 Länder verkauft. Obschon natürlich längst moderne Technik in Klingnau Einzug gehalten hat, wird traditionelles Handwerk unvermindert gross geschrieben. So werden zum Beispiel die Nähte der Möbel, die sie besonders auszeichnen und zu ihren wichtigsten Gestaltungselementen zählen, teils in reiner Handarbeit ausgeführt. de Sede-Möbelstücke haben deshalb Unikat-Status. Auch bei den Polstern bringen erfahrene Meister all ihre Kenntnisse ein. Das ist auch deshalb keine Selbstverständlichkeit, weil gute Handwerker*innen in diesem Bereich – wie bekanntermassen leider auch in der Bauwirtschaft – nur noch schwer zu finden sind. Glücklicherweise sind viele de Sede-Mitarbeiter*innen bereits seit Jahrzehnten an Bord, und die Firma bildet selbst neue Kräfte aus. Zudem setzt man in Klingnau auf höchste Lederqualität. Dabei sind Spezialist*innen am Werk, die mit geübtem Blick jede Unregelmässigkeit erkennen und den Zuschnitt so steuern, dass sie später unsichtbar bleibt.
Wie eingangs angedeutet, steigt derzeit das Bewusstsein für die Wichtigkeit nachhaltiger Gestaltung. Im Möbelbau bedeutet dies – wie auch in der Architektur –, einerseits Objekte so umweltverträglich wie möglich umzusetzen, sparsam mit Ressourcen umzugehen und andererseits dauerhafte, besonders qualitätsvolle Gegenstände zu schaffen, die über lange Zeiträume wertgeschätzt und gepflegt werden. de Sede bemüht sich schon seit Jahrzehnten um den Umweltschutz – nicht erst, seit die Thematik voriges Jahr eine breite Öffentlichkeit erreicht hat und begann, den politischen Diskurs mitzubestimmen: Schon 1996 liess man die Produktion erstmalig als besonders rohstoff- und energiesparend zertifizieren; weitere Auszeichnungen folgten in den 2000er-Jahren. Doch wichtiger noch scheint bei de Sede die lange Lebensspanne der Produkte. Darum werden altehrwürdige Möbelstücke repariert und wieder flottgemacht, wenn zum Beispiel die Polster durchgesessen oder die Bezüge vom oft jahrzehntelangen Gebrauch allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen sind. Besucht man das Werk in Klingnau, fällt auf, wie gross die zuständige Abteilung ist und wie rege der Service in Anspruch genommen wird. Ganz offensichtlich haben de Sede-Möbel das Potenzial zu heissgeliebten Familienstücken, die teils über Generationen in Ehren gehalten werden.
Neben der hohen Verarbeitungsqualität und der handwerklichen Präzision bietet de Sede Architekt*innen noch einen weiteren Pluspunkt: Möbelstücke können in Zusammenarbeit mit der Firma, ihrem Designteam und ihren Ingenieur*innen für die jeweilige Bauaufgabe extra gestaltet werden. Auch sind präzise Sonderanfertigungen nach Mass für alle Stücke ohne weiteres möglich. Beispielsweise wurden Sitzmöbel für die neuste Generation der Lounges der Swiss in enger Zusammenarbeit mit greutmann bolzern designstudio aus Zürich entwickelt. Stets bringt de Sede dabei seine Expertise und eigene Ideen engagiert ein, um Entwürfe noch mehr auszufeilen und zu optimieren. Wer also bei der Ausgestaltung seiner Räume sicherstellen möchte, dass Möbel und Architektur perfekt ineinandergreifen und sich gegenseitig stärken, und dabei grossen Wert auf handwerkliche Präzision, lebendige Tradition, Dauerhaftigkeit sowie Nachhaltigkeit legt, für den ist de Sede eine überaus interessante Adresse.