Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – sagt man. Doch gerade unser Konsumverhalten hat sich in den letzten fünfzig Jahren stark gewandelt: Geht heute etwas kaputt, entsorgen wir es in der Regel und kaufen sogleich etwas Neues. Viele Konsumgüter, elektronische Geräte zum Beispiel, sind sogar genau darauf ausgelegt, man spricht von programmierter Obsoleszenz. Diese Entwicklung ist grundsätzlich problematisch, vor allem aber angesichts der Klimakrise, denn die meisten Produktionsprozesse gehen einher mit Emissionen. Diesbezüglich haben zwar viele Hersteller Korrekturen vorgenommen und ein gewisses Umdenken scheint auch bei den Verbrauchern im Gange, aber es wird weltweit noch zu wenig unternommen, um eine echte Veränderung zu bewirken.
Ein einfacher Lösungsansatz ist das Reparieren von Dingen. Unsere Vorfahren wussten das zu kultivieren, wenn auch häufig aus purer Not. Die Haltung gegenüber materiellen Gütern hat sich grundlegend verändert. Das ist schade, zumal auch heute nicht industriell hergestellte Produkte qualitativ so hochstehend sind, dass eine Reparatur meist möglich und sinnvoll ist. Dem Know-how, das hinter handwerklich gefertigten Objekten steckt, wird heutzutage zu wenig Beachtung geschenkt. Die Mehrheit weiss nicht, wie lange es braucht, um etwas von Hand herzustellen. Diese Kenntnis war früher viel eher vorhanden, weil man als Auftraggeber*in eine Beziehung zum Handwerker oder zur Handwerkerin pflegte. So wusste man jeweils auch, wohin man etwas bringen konnte, wenn es repariert oder aufgefrischt werden musste. Dass Reparieren auch heute möglich und üblich ist, zeigt ein Besuch in der Manufaktur von de Sede in Klingnau. Eine eigene Abteilung kümmert sich dort um die Instandsetzung von Möbelstücken.
Die Geschichte eines de Sede-Sofas oder -Sessels endet nicht mit dem Kauf, sondern dieser ist häufig erst der Anfang einer lebenslangen Beziehung. Viele Möbel werden über die Zeit zu innig geliebten Familienstücken. Der lange Gebrauch aber hinterlässt unweigerlich Spuren. Irgendwann wird der Verschleiss am besten Leder zu gross, oder der Sitzkomfort geht verloren. Im Team von de Sede arbeiten deswegen erfahrene Handwerker*innen, die sich auf das Gebiet der Reparatur spezialisiert haben. Sie sind übrigens auch die richtigen Ansprechpersonen, geht es um Tipps zur Lederpflege. Denn wird Leder richtig behandelt, verlängert sich die Lebensdauer deutlich.
Manchmal genügt schon eine professionelle Reinigung, um das Lieblingsstück in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, in anderen Fällen ist ein neuer Bezug nötig. Für das Aufpolstern alter Möbel wird der alte Schaumstoff gründlich entfernt und durch neue Stücke ersetzt. Der Reparaturservice wird rege genutzt: Rund 100 Stücke werden in der Werkstatt jedes Jahr bearbeitet. Regelmässig treffen auch grössere Aufträge ein, etwa von Hotels, die mit de Sede-Möbeln bestückt sind. Solche Anfragen wollen gut koordiniert sein, denn der Zeitaufwand für die Reparaturen in Handarbeit ist mitunter hoch: Der Prozess kann mehrere Tage in Anspruch nehmen. Zum Service der Abteilung gehören neben Reparaturen übrigens auch Sonderanfertigungen wie Nachbauten alter Sofas oder Sessel. Gerade bei älteren Modellen bedarf es für ihre Arbeit einer umfassenden Kenntnis der Geschichte von de Sede. Dieses Wissen können sich Handwerker*innen erst durch das Produzieren der zahlreichen Skulpturen und Modelle aneignen. Sind die entsprechenden Schablonen nicht mehr vorhanden – wie bei ganz alten Entwürfen –, wird die Reparatur besonders aufwendig. In solchen Fällen können Archivbilder hilfreich sein.
Die Sitzgelegenheiten von de Sede sind durch zeitloses Design und höchsten Komfort gekennzeichnet – selbstredend ein gewichtiges Argument, ihnen ein zweites Leben zu geben. Eine Designikone wie das «DS-600» ist zum Beispiel immer wieder in der Reparaturabteilung zu Gast. Für die meisten Kund*innen aber dürften ganz besonders emotionale Gründe für eine Instandsetzung sprechen. Immer wieder ist ihre Freude an einem aufgefrischten Objekt fast noch grösser als bei einem Neukauf.