Bildungsensemble Terenten
Terenten, Italy
- Architekci
- feld72 Architekten
- Location
- St. Georgstr. 3, Terenten, Italy
- Year
- 2017
- Client
- Gemeinde Terenten
Mit dem Entwurf eines Bildungsensembles für Terenten in Südtirol setzte das Wiener Architekturkollektiv feld72 wichtige Maßnahmen für die Konzeption einer zukunftsfähigen Dorfstruktur.
Bildungsensemble – Die Idee zum Bildungsensemble Terenten entsprang 2005 einer Studie, bei der die Bevölkerung mit einbezogen wurde, ein ganzheitliches Konzept für das Dorf zu entwickeln. Ausgehend vom Altbestand aus den 1970er Jahren, in dem die Schule und der Kindergarten zusammen untergebracht waren, entstand über die Jahre ein Konzept, das beiden Einrichtungen mehr Raum und Interaktion ermöglicht und gleichzeitig die bestehende Dorfbibliothek mit integriert. Das Bildungsensemble öffnet sich zum Dorf und umgekehrt - es wird Teil des Alltagkontextes. Voraussetzung für die Umsetzung des progressiven und zeitgenössischen Konzepts bildete die beispielhafte Bildungsautonomie Südtirols und die sehr engagierten im Projekt involvierten PädagogInnen. Prämisse war, ein aktivierendes Lernumfeld zu schaffen, das zum Entdecken, Experimentieren und Forschen animiert. Als Wahrnehmungsmaschine bildet das neue Schulgebäude nicht nur eine adäquate Hülle für zeitgemäßes Lehren und Lernen, sondern stellt selbst ein Lehrmittel dar. Indem es den Raum für seine NutzerInnen in all seinen Dimensionen erlebbar macht, liefert es einen wichtigen Beitrag zur baukulturellen Bildung.
Aktivierung bestehender Ressourcen – In zwei Bauphasen unterteilt, wurde 2010 der Neubau des Kindergartens mit dazugehörigem Außenraum von feld72 fertiggestellt. 2017 folgte die Überarbeitung des bestehenden Schulgebäudes. Mit der Aktivierung des Altbaus wurde ein ressourcenschonender Bauprozess gewählt. Trotz minimaler Baueingriffe wurde ein Gebäude geschaffen, das nicht nur baulich, sondern auch für neue pädagogische Ansätze Türen öffnet und durch die räumliche Nähe mit dem Kindergarten Synergien nutzt. Das Ensemble schafft durch Freiräume, Zugänge und Verbindungen einen neuen Mehrwert für Terenten. Durch die Integration der Dorfbibliothek verankern sich schulische und soziale Aktivitäten im Dorf.
Kindergarten – Aus Rücksichtnahme auf den dörflichen Maßstab, wie auch auf die Perspektive der Kinder setzt sich der 2010 fertiggestellte Neubau des Kindergartens aus drei Häusern zusammen. Die einzelnen Baukörper fügen sich jedoch optisch zu einer einprägsamen Form, welche Innen und Außen verbindet und sich durch kluges Nutzen der Topographie in den Hang einbettet. Das Gebäude wird zum integralen Bestandteil der umgebenden Landschaft und entfaltet eine innere und äußere Komplexität der Raumfolgen.
Grundschule – Die architektonische Strategie des Nebeneinanders klar erkennbarer Volumen, die miteinander verbunden ein größeres Ganzes bilden, wurde auch hier angewandt: Bei gleichbleibender Kontur des Altbestandes wurde die Form der Schule auf einfache und klare Volumen reduziert und ebenso wie der Kindergarten in Baukörper gegliedert. Der raue Putz der Außenfassade tritt dabei in ein haptisches Spiel mit der Sichtbetonfassade des Kindergartens. Durch das abfallende Gelände entstehen um das Bestandsgebäude der Schule Platzsituationen auf unterschiedlichen Niveaus. Im Westen wird die Schule mit der angrenzenden Turnhalle und dem Musikpavillon verbunden. Im Osten bildet der an die Aula der Schule angeschlossene Pausen- und Freibereich die Schnittstelle zum Kindergarten und forciert die Zusammenarbeit von Kindergarten und Schule. Neue Durchgänge entlang der Schule ermöglichen einen direkten Zugang von der Fußgängerzone zum dahinterliegenden Spielplatz.
Das Untergeschoss der Grundschule öffnet sich durch die abfallende Topographie zum Spielplatz hin und enthält neben der Mensa auch eine öffentliche Bibliothek. In verschiedene kleinräumliche Situationen unterteilt, umfasst diese auf einem einfachen Konzept basierend neben den Medienbereichen auch Lesenischen. Die beiden darüber liegenden Stockwerke sind durch einen großzügigen Luftraum mit der Aula verbunden. Die ehemalige Erschließung wird zu einer Lernlandschaft aktiviert, um welche sich Klassenzimmer, Ausweichräume, Zentralgarderobe, Lehrerzimmer und Nassräume gruppieren. Großzügige Verglasung nach außen sowie zwischen Aula und Klassenräumen sorgen für spannende Sichtbeziehungen und Durchblicke auf das umgebende Gebirge. Jedem Klassenzimmer ist eine Fensternische zugeordnet, die ausreichend Stauraum bietet und in der Aula als Sitzbank dient. Die neuen Öffnungen verwandeln die vorherige kleinteilige Raumstruktur in ein großes Ganzes. Somit entstehen unterschiedliche Orte des Lernens auch außerhalb des Klassenzimmers. Die größte bauliche Veränderung erfolgte durch die Transformation des Dachgeschosses in eine großflächige zusammenhängende Fläche - den Open Space-, der als vielfältig und multifunktional nutzbarer Raum
den forschenden Aspekt des pädagogischen Konzeptes unterstützt. Mit verschiebbarem Mobiliar als Raumteiler, Basteltischen, Werkbänken und einer Kochnische kann der Raum immer neu „erfunden“ werden.
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