Vinothek Weingut Zehnthof
Back to Projects list- Location
- Hauptstraße 17, 09381 Sommerach, Niemcy
- Year
- 2019
- Client
- Tobias Weickert
- Team
- Andreas Ebner | mayarchitekten GmbH
- Lichtplanung
- Andreas Ebner | mayarchitekten GmbH
Die neue Vinothek auf dem Weingut Zehnthof in Sommerach
Das Weingut Zehnthof Tobias Weickert befindet sich in Sommerach, einem historisch gewachsenen Weinort im Landkreis Kitzingen. Einer der rund 1400 Einwohner und der 140 Winzer des an der südlichen Mainschleife auf der romantischen Weininsel gelegenen Dorfs ist Tobias Weickert, der als Sohn einer Winzerfamilie im Weinberg groß geworden ist. Nach Übernahme des Sommeracher Weinguts aus dem Besitz seiner Großmutter verbuchte er mit nationalen und internationalen Auszeichnungen schnell beachtliche Erfolge. Nun wollte der junge Winzer auf dem ehemaligen Zehnthof, der mit seinen Bauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert den Status eines Baudenkmals hat, Tradition und Moderne verbinden und einen attraktiven kleinen Neubau für sich, resp. für das Weingut sprechen lassen. Der Baugrund einer nicht schützenswerten Garage aus den 1970er Jahren bot sich denkmalpflegerisch problemlos für das Bauvorhaben an.
Der Neubau bildet zu der historischen, das Gut von der Hauptstraße abschirmenden Einfriedungsmauer wie auch zu dem mit Walmdach begrenzten, ebenfalls historischen Nebengebäude jeweils eine Schattenfuge. Gleich bei Betreten der Hofanlage durch das Rundtor fällt die Vinothek ins Auge, markiert so das Entrée und repräsentiert als Willkommensgruß den modernen Geist, von dem das Gut heute inspiriert ist. Somit schafft die Vinothek ein Spannungsfeld zu dem historischen Hof.
Die eigenständige Weinarchitektur trumpft mit Schlichtheit
Andreas Ebner von Mayarchitekten entwarf ein Gebäude, das sich nicht nur von der bis noch vor wenigen Jahren üblichen, sondern auch von der zeitgenössischen Weinarchitektur mit ihren modern interpretierten Materialanspielungen an Attribute des Weinanbaus, des Kelterns oder Lagerns abhebt. Kein Holz, kein Muschelkalk ist hier zu sehen. Stattdessen erhebt sich auf dem Baugrund ein konsequent schlichter Sichtbetonkubus mit raumhoher, zum Hofensemble weisender Glasfassade, Übereckverglasung und leicht abgeschrägtem Dach. Die filigrane Glasfassade nimmt rechts die mit einem geschlossenen Paneel versehene Eingangstür sowie links eine Schiebetür auf, die an warmen Tagen geöffnet wird.
Auch in dem gut 30 Quadratmeter großen Innenraum setzten Bauherr und Architekt auf konsequente Zurückhaltung. Das Grau des Sichtbetons für Boden, rückwärtige Wand, Decke und Verkostungstheke wird nur von einer Schmuckfarbe durchbrochen. Das für die Edelstahlrahmen der in den Beton eingelassenen beleuchteten Nischen und für die grazilen Ringleuchten verwendete Gold soll an das Logo des Weinguts Zehnthof erinnern, bei dem es eine dominante Wirkung zeigt. Auch in der Vinothek hat das Gold die Funktion eines Eyecatchers.
Anziehend und einladend: Superloop von Delta Light
Grazil schweben sieben horizontal in drei unterschiedlichen Höhen an Stahlseilen abgependelte Superloop-Leuchten in Flemish Gold über der groß dimensionierten Theke aus rohem Beton und beleuchten den Raumbereich angenehm mit diffusem Licht. Gleichzeitig sorgt ihr Indirektanteil für eine Aufhellung der Decke. Der Lichtring an der Innenseite der Leuchte wird von LEDs gespeist, die sich hinter einer weißen Polycarbonatabdeckung verbergen. So wird das Licht völlig homogen emittiert. Die Grundbeleuchtung erfolgt dezent über in die Decke integrierte Downlights.
Schon von außen wirken die drei Lichtebenen, die zur schlichten Eleganz der Vinothek wesentlich beitragen, anziehend und einladend. Die durch den Raum geweckte Erwartung an einen hochwertigen, schnörkellosen Tropfen wird bei den Verkostungen nicht enttäuscht. Im Herbst vergangenen Jahres ist das Weingut Zehnthof Tobias Weickert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit dem Bundesehrenpreis, der höchsten Auszeichnung, die deutsche Wein- und Sekterzeuger für ihre Qualitätsleistungen erhalten können, ausgezeichnet worden.
Text: Petra Lasar