Photo © Michael Tewes, Architektur: Playze
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Blockhaus Nikolskoe

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Location
Berlin, Niemcy
Year
2020
Team
Playze Berlin GmbH

Neuer Schwung im alten Gewand für ein UNESCO-Welterbe

Seit 1991 ist das idyllisch am Berliner Wannsee gelegene, denkmalgeschützte Ausflugslokal Nikolskoe zusammen mit drei weiteren baulichen Anlagen und dem sie umgebenden Wald Teil des UNESCO- Weltkulturerbes „Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin“. Bei seiner umfassenden, aber zurückhaltenden Renovierung wählten die Architekten von Playze Licht und Leuchten als gestaltendes Element.

Der Renovierungsstau war nicht zu übersehen, als der VIA Unternehmensverbund das sogenannte Russische Haus auf einer Anhöhe gegenüber der Pfaueninsel übernahm. VIA betreut Menschen mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen und bildet diese für Arbeiten in der Gastronomie aus. Bereits zehn inklusive Stellen wurden bislang für das Gasthaus Nikolskoe geschaffen; weitere sind für den Service-Bereich geplant.

Zeitgemäße Beleuchtung inszeniert Traditionsarchitektur

Nach einer behutsamen Renovierung durch Playze Architekten erscheint das denkmalgeschützte zweigeschossige Blockhaus in besserem Licht als je zuvor. Große Superloop-Ringleuchten von Delta Light sind in spielerischer Anordnung von den Decken abgehängt und spenden eine anheimelnde Grundbeleuchtung. Manche von ihnen sind mit Spy-On-Strahlern bestückt, welche die Tische bei jedweder Positionierung flexibel ins rechte Licht rücken. An den Wänden sorgt derselbe Strahler-Typ für eine sanfte plastische und materialbetonende Beleuchtung der massiven Holzbohlen, aus denen das Haus 1819/20 gebaut wurde.

Gebaut vor 200 Jahren

Duster war es zuvor im Blockhaus Nikolskoe, dessen Fenster im Verhältnis zu den Größen der fünf Räume schon immer viel zu klein waren. Und als das im Auftrag des Preußen-Königs Wilhelm III. nach Vorbild eines russischen Bauernhauses errichtete Gebäude 1984 nach einem Brand rekonstruiert wurde, schwor man beim Wiederaufbau auf Originaltreue statt auf höhere Tageslichteinträge. Der Originalbau war nach Plänen des italienisch-russischen Architekten Carlo Rossi errichtet worden. Der Lieblingsarchitekt der Mutter des Großfürsten und späteren Zaren Nikolaus I., der mit der Tochter des Preußen-Königs verheiratet war, hatte zuvor in Russland mit derlei Bauten auf sich aufmerksam gemacht und auch den Blick des Königs auf sich gezogen.

Im Untergeschoss wurde eine Wohnung für die zwei Matrosen, die den Fährbetrieb zur Pfaueninsel regelten, eingerichtet. Das obere Geschoss bewohnte der königliche Kutscher und Kastellan Nikolskoes. Und schließlich gestaltete man dort für die königliche Familie eine Teestube, die Friedrich Wilhelm III. bei zahlreichen Besuchen aufsuchte.

Seit 100 Jahren Gaststätte

Seit nunmehr etwa 100 Jahren verbinden sich mit dem Blockhaus Nikolskoe Ausflugsstimmung und Festlichkeiten. Für die Bevölkerung rund um Berlin ist die Gaststätte eine Institution. Schon aus diesem Grund gingen Playze Architekten bei der Renovierung besonders behutsam vor. Nach dem Wiederaufbau hatte es in den letzten beinahe 40 Jahren keinen Betreiberwechsel und auch keine Modernisierung gegeben. Doch den Gästen war das angestaubte Ambiente in Erinnerung an ihre Konfirmation, Kommunion oder Eheschließung ans Herz gewachsen. Die Architektur selbst durfte aufgrund des Denkmalschutzes sowieso nicht verändert werden. So wurde die Idee geboren, Licht als gestalterisches Element einzusetzen und die Architektur mit einer Inszenierung des massiven Holzbauwerks aufzufrischen.

Das Licht bringt die Holzarchitektur zum Leben

Für die Superloop-Pendelleuchten von Delta Light wählten die Berliner Architekten ein Oberflächen-Finish in Flemish Bronze, das sich ausgezeichnet in die Farbwelt der vier Gaststuben und des Event-Bereichs fügt. Somit geraten die Leuchten, die durchaus einen gestaltungswirksamen Anteil haben, nicht zu sehr ihrer selbst wegen zum Objekt. Ihr schönes, warmes Licht bringt die uralten authentisch belassenen Holzdielen, die zuvor leicht abgeschliffen und geölt wurden, zum Leben und hebt deren honigfarbenen Ton hervor. Durch eine sanfte Aufhellung der Holzdecken weiten sie gleichzeitig den Raum nach oben. Auch die mit Spy-On-Strahlern realisierte Wandbeleuchtung betont die Farbigkeit und die Materialität der zuvor gebeizten Holzbohlen und lässt deren Rundungen spürbar werden.

Aufgrund der nur minimalen Eingriffe und der Gestaltung mit dem immateriellen Werkstoff Licht ist es gelungen, den Berlinern ihr vertrautes Blockhaus zu erhalten und es dennoch ins 21. Jahrhundert zu führen. Allein durch das Licht haben die Räume an Atmosphäre gewonnen, die auf Stammgäste wie auf Erstbesucher anziehend wirkt. So kann Nikolskoe auch in den nächsten Jahrzehnten ohne weitere Renovierung fortbestehen.

Text: Petra Lasar

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