Werkstatt und Maschinenhalle für die Universität Bonn
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- 2012
Wie ernähren wir uns in der Zukunft? Mit welchen Züchtungen und Anbaumethoden produziert man ausreichend gesunde Lebensmittel? Welche nachwachsenden Rohstoffe lassen sich besonders vielseitig einsetzen? Diese und viele weitere Fragen untersucht die Landwirtschaftliche Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Bisher waren dafür mehrere Lehr- und Forschungsstationen rund um Bonn zuständig, doch nach einer gutachterlichen Standortprüfung und einem städtebaulichen Wettbewerb war klar: Es sollte ein gemeinsamer Campus entstehen, und dafür bot die ehemalige Gutswirtschaft im Gebiet Klein-Altendorf zwischen Meckenheim und Bonn ideale Voraussetzungen.
Mit :agrohort entsteht auf Klein-Altendorf ein so genanntes Science-to-Business Center. Gefördert mit 4,1 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), geht es hier um die nachhaltige Energieversorgung und die Anpassung an den Klimawandel bei der Produktion von Nahrungspflanzen. Für jeden Forschungsschwerpunkt bietet das AgroHort-Center eigene, baulich eigenständige Arbeits- und Versuchsgebäude.
Die pure, unverfälschte Beton-Ästhetik stand beim Bau der neuen Werkstatt- und Maschinenhalle des Campus Klein-Altendorf im Vordergrund. Die charakteristischen halbrunden Wandscheiben wurden deshalb massiv und ohne zusätzliche Wärmedämmung aus Liapor Leichtbeton in Sichtbeton-Optik gefertigt. In die Außenwände eingebrachte Traktorspuren stehen dabei für die agrartechnische Nutzung des Objekts.
Charakteristisch für das neue Gebäude ist seine halbrunde, elliptische Form, die durch die seitlichen senkrechten Begrenzungsmauern noch unterstrichen wird. Auf der Südost-Seite sind die Außenmauern zum Hof hin gleichsam abgeschnitten und eröffnen so den Raum für die großzügige, mit Polycarbonatplatten verkleidete Fassade. Die Nordwest-Seite dagegen ist in leichter Wölbung – der Form eines Kreisbogens mit anschließender Tangente folgend – bis auf das umliegende Niveau heruntergezogen und verschmilzt so mit dem umliegenden Agrarland. Dieser Eindruck wird durch die begrünte Dachfläche selbst noch verstärkt, die von der Substratzusammensetzung und Aufbaustärke für eine intensive agrartechnische Nutzung ausgelegt ist. „Der architektonische Ausdruck der Werkstatt- und Maschinenhalle soll als gebaute Landschaft an sanfte Hügellandschaften erinnern, die mit den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen eine enge Symbiose eingeht“, erklärt Alexander Faber von Bodamer Faber Architekten. „Die Durchgängigkeit der Freiräume und insbesondere deren Nutzbarkeit hatten bei der Planung oberste Priorität, ebenso wie die klare Zuordnung zwischen den intern und extern zu nutzenden Freiflächen.“
Unverfälschte Ästhetik: Die knapp zehn Meter hohen Außenmauern des insgesamt rund 100 Meter langen und 20 Meter tiefen Hallengebäudes bilden die seitliche Begrenzung für die Holzleimkonstruktion des Dachs mit einer Spannweite von 25 Metern. In ihrer prägnanten Sichtbeton-Optik verleihen sie dem Gebäude eine starke, lebendige Ausstrahlung, die perfekt zur besonderen Dynamik des Gesamtobjekts passt. Errichtet wurden die 55 Zentimeter starken Außenwände aus Liapor Leichtbeton in Sichtbeton-Optik. Das Highlight der neuen Werkstatt- und Maschinenhalle sind jedoch die Traktorspuren auf den Wandscheiben. Perfekt in Spurweite und Profiltiefe echten Abdrücken nachempfunden, zieren sie in verschiedenen Neigungswinkeln alle Außenseiten der betonierten Hallenwände. „Die Traktorspuren stehen für den Halleninhalt und schaffen den Bezug zur agrartechnischen Nutzung des Gebäudes“, so Alexander Faber. „Sie wurden mit Hilfe einer doppelspurigen Holzmatrize realisiert, die bei der Betonage in die Schalung eingelegt wurde.“ Um die Stollenabdrücke gleichmäßig, scharf und sauber über die gesamte Hallenhöhe einbringen zu können, musste die Stahlträgerbewehrung an den entsprechenden Stellen um die Spurtiefe zurückversetzt werden.
Für die perfekte Oberflächenoptik der Traktorspuren wurden vorab zahlreiche Musterwände erstellt. Auf der Fassadenfläche war bewusst keine perfekt glatte Oberfläche gefordert, sondern gewisse Rauhigkeiten waren durchaus erwünscht. Die entsprechende Strukturierung kam durch OSB-Platten in der Schalung zustande, die noch leicht die Holzfasern im Beton erkennen lassen. Die endgültigen Betonoberflächen wurden ohne Nachbehandlung so belassen, wie sie aus der Schalung kamen. Nachfolgende Alterungsprozesse und der Wechsel zwischen helleren und dunkleren Fassadenpartien sind auch hier ein Teil des architektonischen Gestaltungskonzepts und unterstreichen einmal mehr die besondere Dynamik der Werkstatt- und Maschinenhalle.