Franz-Binder-Verbundschule Neckarsulm

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Location
Pichterichstraße, 74172 Neckarsulm, Niemcy
Year
2024

Mit ihrem Modellkonzept eröffnet die Franz-Binder-Verbundschule in Neckarsulm neue Perspektiven für Schülerinnen und Schüler. Ihr Modell integriert landesweit zum ersten Mal die Bildungsgänge der Realschule, der Gemeinschaftsschule sowie der Werkrealschule zu einer umfassenden Bildungslandschaft unter einem Dach. Auf diese Weise macht sich die Verbundschule unabhängig von den aktuellen strukturellen und schulpolitischen Veränderungen bzw. kann flexibel darauf reagieren. Für ihre Schülerinnen und Schüler schafft sie darüber hinaus ein zukunftsorientiertes Lernangebot, das sich an deren Bedürfnissen orientiert.
Unsere architektonische Umsetzung der Verbundschule folgt dem Prinzip der Cluster, die Lernbereiche in offenen, flexiblen Räumen organisieren und so die Interaktion und das gemeinschaftliche Lernen unterstützen. Das Lernen in den Clustern fördert die Bewegung und bewegtes Lernen hilft beim Stressabbau und schafft eine bessere Lernatmosphäre.

In der neuen Verbundschule, dem größten Bauprojekt Neckarsulms, wurden die beiden bestehenden Gemeinschaftsschulen aus Obereisesheim und Amorbach mit der örtlichen Werkrealschule vereint und um einen Realschulzweig ergänzt. Seit der Schulgründung im Jahr 2020 war die Schule räumlich auf Interimslösungen angewiesen. Deshalb ist der Schulneubau sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrkräfte ein großer Meilenstein, der ihrer Schulgemeinschaft von künftig etwa 850 Menschen ein Zuhause und eine eigene Identität gibt.

Schulcampus an der Sulm
Das Bauvolumen der neuen Schule gliedert sich in drei ineinander übergehende Gebäudeteile – das Mensagebäude mit Haupteingang, das Clusterhaus in der Mitte und die Sporthalle. Durch die versetzt angeordneten, in ihrer Höhe gestaffelten Baukörper wird eine optische Gliederung der großen Gebäudemasse erzeugt und es entsteht gleichzeitig eine Abfolge von drei räumlich klar definierten Außenbereichen. Der Schulcampus öffnet sich mit seinem zentralen Element des Pausenhofes auf dem stark abfallenden Gelände nach Norden hin zur Sulm, einem Nebenfluss des Neckars. So verbindet sich die Schule eng mit der umliegenden Landschaft. Die neue dreiteilige Sporthalle der Schule mit Platz für 400 Zuschauer wurde anstelle der alten, maroden Sulmturnhalle errichtet und grenzt nördlich an die bestehende Pichterichhalle mit direktem Anschluss an die Freisportanlage. Auf diese Weise wird die vorhandene Infrastruktur genutzt und durch die neue Sporthalle perfekt ergänzt, die auch außerschulischen Veranstaltungen offensteht.

Elegante Holzfassade
Auffallend ist die ruhige, graphitsilbern lasierte Fassade aus gehobelter nordischer Fichte mit klar ablesbaren Stockwerken und vertikalen schmalen Holzbrettern, die sich an der Außenfassade mit breiteren Brettern abwechseln. Innerhalb des strengen Rasters lassen zahlreiche schlanke Fenster viel Tageslicht in die Innenräume. Die Profile der Holz-Aluminium-Fenster sind, ebenso wie die mit Trapezblech verkleidete Fassade der Innenhöfe des Cluster- und des Mensagebäudes, auf die Farbe der Außenfassade abgestimmt. Elegant in die Außenfassade eingearbeitet sind die Auslässe der Lüftungsanlage in den Unterrichtsräumen. Sie führen in Größe und Position die Fensterreihen fort und sind lediglich durch die lamellenartig verschmälerten Holzbretter der Fassade zu erahnen. Unterbrochen wird das Raster der Holzfassade durch den akzentuierten Sichtbetonrahmen des Haupteingangs sowie das Sockelgeschoss aus Sichtbeton und durch den gerahmten Blick in den Dachgarten des Mensagebäudes.

Mensagebäude – das Herz der Schule
Das Mensagebäude verbindet mit seinem zweigeschossigen Foyer den Haupteingang auf der Vorplatzebene mit der Mensa im Sockelgeschoss und dem angrenzenden Pausenhof. Eine großzügige Sitzstufenanlage als Herz der Schule und zentralem Aufenthaltsbereich dient der fest installierten Bühne in der Mensa bei Veranstaltungen als erweitertes Auditorium. Die großflächige Wandmalerei der Künstlerin Patricia London Ante Paris "Das Fliegende Foyer" ist eine gekonnte Reflektion des Raumes und verleiht ihm durch bunte skulpturale Objekte eine dynamische Bewegtheit. Ein direkter Ausgang führt von der Mensa aus ins Freie, sodass die Schülerinnen und Schüler bei gutem Wetter draußen essen können. Zudem ist die Mensa bei externen Veranstaltungen eigenständig über den Pausenhof zugänglich.
Neben der Mensa sind in diesem Gebäudeteil auch der Musikraum, die Schulleitung, der Konferenzraum sowie die Bibliothek und die Lüftungszentrale im Erdgeschoss untergebracht. Im Obergeschoss befinden sich weitere naturwissenschaftliche Fach- und Differenzierungsräume sowie die beiden Kunsträume mit direktem Zugang zur nutzbaren Dachterrasse.

Das Clustergebäude – flexibles Lernen in offenen Raumstrukturen
In enger Abstimmung mit den Pädagoginnen und Pädagogen der Franz-Binder-Verbundschule haben wir das Konzept der Cluster-Schule und der Lernlandschaften realisiert. Dieses setzt auf eine offene Raumstruktur, die flexible Nutzungsmöglichkeiten für eine individuelle Förderung der Kinder und Jugendlichen schafft. Insbesondere an einer Verbundschule sind diese Differenzierungsmöglichkeiten im Lern- und Lehralltag von essentieller Bedeutung. Im Clustergebäude sind je zwei Cluster, das heißt zwei Jahrgangsstufen, pro Geschoss verortet, wobei die Lernräume jeweils L-förmig an der Außenfassade entlanglaufen und sich das dazugehörige Lernatelier zum Lichthof hin öffnet. Eingestellte Coachingräume unterteilen die Lernbereiche und schaffen differenzierte Orte zum individuellen Lernen. Wie zum Beispiel die mit hölzernen Sitzstufen ausgestatteten Räume am Eingang jedes Clusters, die für Treffs, Diskussionen oder das Üben von Präsentationen genutzt werden können.
Eine „Schulstraße“ durchzieht das Clustergebäude entlang des Innenhofes, erschließt die verschiedenen Clusterbereiche und gewährt Einblicke in die Lernateliers. Die Klassen fünf und sechs befinden sich im Erdgeschoss, während die Jahrgänge sieben und acht im zweiten Stock untergebracht sind und die neunten und zehnten Klassen im obersten Stockwerk lernen.

Effiziente Energieversorgung
Durch die besonders hochwertige Ausführung der konstruktiven Details und die effiziente Wärmerückgewinnung der Lüftung liegt der Primärenergiebedarf des Schulgebäudes und der Sporthalle bei unter 65% des Soll-Wertes. Über die Photovoltaikanlage auf der Dachfläche des Clusterhauses ist der gesamte Strombedarf des Mensa- und des Clustergebäudes sichergestellt. Beheizt werden die Räumlichkeiten der Schule über Fernwärme. Die Sporthalle wird sowohl mit Strom als auch mit Nahwärme des städtischen Biomasseheizkraftwerks versorgt. Aufgrund dieser umfassenden Maßnahmen erfüllt die Verbundschule die hohen Anforderungen der DGNB-Zertifizierung in Gold und des NBBW (Nachhaltiges Bauen Baden-Württemberg).

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