Sporthalle Lörrach
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- Karl-Wenk-Straße 5, 79541 Lörrach, Saksa
- Year
- 2021
- Architekten
- Glück + Partner GmbH, Stuttgart
- Textilfassade / Grafikdesign
- Typico GmbH, A-Lochau
SPORTBEGEISTERUNG AN DER TEXTILFASSADE ERLEBBAR GEMACHT
Die neue Sporthalle bildet einen ersten Baustein für die städtebauliche Entwicklung des Schöpflin-Areals im Zentrum des Lörracher Stadtteils Brombach. Am Entwurf fallen dabei vordergründig zwei Dinge auf: Erstens, die raffinierte Reduzierung des sichtbaren Bauvolumens durch das Eingraben des Hallenkörpers. Zweitens, eine großflächige Textilfassade mit Frontside View 381 FT von Serge Ferrari, die die Begeisterung der Zuschauer bei den Events in der Halle erlebbar macht.
LEICHTIGKEIT DES GEBÄUDEKÖRPERS IM FOKUS
Innerhalb des städtebaulichen Masterplans stellt die neue Sporthalle einen Übergang zu Wohnbebauung, Industriegebiet und einem Verkehrsknotenpunkt dar. Ziel der Architekten von Glück + Partner in Stuttgart war dabei, dem Gebäude trotz des großen Volumens eine Leichtigkeit zu verleihen. Dies wurde dadurch erreicht, dass sämtliche Nebenräume im Untergeschoss angeordnet wurden und baulich nicht in Erscheinung treten. Zum anderen bewirkt die Transparenz und Reflexion der verglasten Außenwände eine Entmaterialisierung der Fassaden, die nach oben mit einer hohe Dachscheibe als Textilfassade abschließt und über der Platzfläche zu schweben scheint.
DREI ÜBERZEUGENDE GRÜNDE FÜR DIE TEXTILFASSADE
Weitere Beweggründe für eine Umsetzung als Textilfassade, die zusammen mit dem Membranbauspezialisten Typico entwickelt wurde, waren:
- Die gestalterische Dimension: Die Ausbildung als Textilfassade machte es möglich, eine klare Kubatur zu erzielen, die zudem ohne Fugen in der Fassadenbekleidung auskommt, quasi wie ein nahtloses, umlaufendes Band
- Die kommunikative Dimension: Die Textilfassade ist Kommunikationsinstrument und Gebäudehülle in einem. Die Bedruckung zeigt in abstrakter Form das Erlebnismoment in der Sport- und Veranstaltungshalle und setzt damit einen wichtigen Orientierungspunkt
- Die wirtschaftliche Dimension: Durch die Umsetzung als großformatige Bespannung über die kompletten Seitenflächen reduzierte sich der Aufwand für Systemrahmen, Aufnahmekonsolen, Abdichtung von Durchdringungen/Wärmedämmung sowie Montage.
VO SECHSECK ZU JUBELFAKTOR
Zwar war durch die Architekten im Entwurf vorgegeben, dass die Textilfassade bedruckt werden sollte. Das eigentliche Motiv dazu wurde jedoch innerhalb einer separaten Ausschreibung der Stadt Lörrach ermittelt, für die sich das Grafikteam von Typico ebenfalls bewarb und als Sieger hervorging. Hierzu Dr. Thomas König, CEO von Typico: „Vor unserem Designkonzept haben wir uns die Frage gestellt: Warum geht man in eine Multifunktionssporthalle? Zum einen, weil man für sich trainieren kann, zum anderen aber auch, dass man irgendwann vor großem Publikum spielt. Deshalb haben wir als Key Visual für die Fassadenbedruckung jubelnde Zuschauer gewählt, die innerhalb einer besonderen grafischen Bearbeitung in lauter kleine Sechsecke verpixelt wurden. Diese leiten sich von den Sechsecken ab, aus dem viele Spielbälle im Sport bestehen. Hierbei entsteht ein toller Effekt: Aus kurzer Distanz betrachtet, haben wir nur eine sehr grafische, ornamentale Anmutung. Gehen wir jedoch auf eine Distanz ab ca. 15 m, setzen sich die Ornamente zu einem jubelnden Publikum zusammen und machen so das Erlebnis bei Events oder Sportwettkämpfen in der Halle spürbar.“ Zusätzlich unterstützt die sich auflösende Bedruckung optisch die Leichtigkeit des Textilfassadenmaterials und lässt so den Baukörper vom Volumen her kleiner und weniger monoton wirken.
BEDRUCKTER METALLICTON MACHT DAS RENNEN
Als Textilfassadengewebe wurde Frontside View 381 von Serge Ferrari eingesetzt, dass durch seinen netzartigen, gleichmäßig gewebten Charakter sehr leicht und transparent wirkt, sowie durch besondere Metallicfarben in der Kollektion beeindruckt. Daraus wurden verschiedene Metallictöne präsentiert, u.a. Metall gehämmert, silbermetallic, temperamentgold und zimtkupfer. Dieser Farbton machte schließlich das Rennen, auch weil er am besten mit den roten Ziegeldächern in der umliegenden Wohnbebauung korrelierte. Die Bedruckung mit den unterschiedlich gefüllten Sechsecken in Weiß erfolgte bei Typico in einem Multilayer-Digitaldruckverfahren direkt auf die Textilfassadenbahnen.
EINTEILIGE FASSADENFELDER IM XXXXL-FORMAT
Mit Ausnahme der erdberührten Bauteile sind nahezu alle konstruktiven Elemente des Hallentragwerks aus Holz und Holzwerkstoffen gefertigt. Durch die hohen Membrankräfte war jedoch eine Verankerung des Textils am Holztragwerk direkt nicht möglich. Basis zum Andocken der Textilfassade war eine Holzständerkonstruktion, die mit einer Abdichtungsebene versehen und mit Konsolen für die Aufnahme des Spannrahmens ausgerüstet wurde. Dieser besteht pro Seitenfläche aus einem einteiligen Rahmen mit Abmessung bis zu ca. 40 x 4,25 m. Hierzu wurde pro Seitenfläche unter Berücksichtigung der Stöße in einem durchgedruckt und die Bahnen vertikal im Hochfrequenzschweißverfahren zu einer riesigen Bespannung verschweißt, die umlaufend mit einem Keder ausgerüstet und in einem von Typico entwickelten Alurahmensystem verspannt wurden.
SICHERHEIT UND LANGLEBIGKEIT DURCH VORSPANNUNG DES GEWEBES
Hierzu Tina Seiberts, Projektleiterin bei Glück + Partner: „Bei diesen riesigen Formaten ist es natürlich immens wichtig, dass hier das Textilfassadenmaterial während und nach der Montage sich nicht verändert und womöglich durchhängt und nachgespannt werden muss. Das besondere an diesem Material von Serge Ferrari ist das Herstellungsverfahren, bei der das Gewebe während der Beschichtung von allen Seiten vorgereckt wird. Damit erhalten wir eine Dimensionsstabilität, die wir für derartig großformatige Rahmenfelder brauchen und auf die wir uns verlassen müssen.“ Weitere Entscheidungskriterien für Architekten und Verarbeiter waren zudem die hohe Langlebigkeit verbunden mit einer umfassenden 10-Jahresgarantie sowie die in einer Vielzahl erfolgreicher Projekte nachgewiesene hohe Resistenz gegenüber Witterungseinflüssen wie Wind, Hagel und UV-Strahlung. Die Gebäudetypologie eines öffentlichen Versammlungsraums machte zudem eine Brandschutzklassifizierung von B-s2,d0 nach EN 13501-1 erforderlich, welche Frontside View 381 jedoch von Haus aus besitzt.
ENERGIEEFFIZIENZ IM NEBENEFFEKT
Ein interessanter Aspekt, der sich vom Ansatz einer möglichst hohen Wirtschaftlichkeit für die Umsetzung der Textilfassade ableitete, war auch eine Optimierung der Energieeffizienz. Denn die Ausführung als großformatige Texilfassadenbespannung bedeutet im Endeffekt auch weniger Anschlusspunkte, weniger Durchdringungen und damit weniger Wärmebrücken.
PROJEKTDATEN
Projekt: Sporthalle Brombach, Lörrach
Bauherr: Stadt Lörrach
Architekten: Glück + Partner, Stuttgart
Bau Textilfassade: Typico GmbH, A-Lochau
Textilfassade: Frontside View 381, Farbton 3127 Zimtkupfer
Umfang: 725 qm in Rahmenformaten bis zu 42 x 4,25 m