EVF Verwaltungsgebäude Göppingen
Back to Projects list- Location
- Großeislinger Straße 28-34, 73033 Göppingen, Saksa
- Year
- 2019
- Client
- Energieversorgung Filstal GmbH & Co. KG
- Aufgabe
- Neubau eines Verwaltungsgebäudes
Das Bestandsgebäude der Energieversorgung Filstal (EVF) in Göppingen nimmt nach einer Sanierung den kommunikativen Charakter des 2020 neueröffneten Verwaltungsgebäudes auf: offen, einladend und identitätsstiftend.
Anonym, nüchtern und pragmatisch präsentieren sich die meisten Verwaltungsgebäude. Anders die EVF. Mit der Sanierung des Bestandsgebäudes ist den Innenarchitekten von blocher partners gelungen, eine moderne Arbeitswelt mit viel Raum für Austausch sowie ein Mitarbeiterrestaurant mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Der Altbau geht dabei eine Symbiose ein mit dem Neubau, den die Architekten und Innenarchitekten des Büros bereits Anfang 2020 fertiggestellt haben.
Die Herausforderung bestand für die Innenarchitekten darin, den Räumen Offenheit und Transparenz zu verleihen, ein Gefühl von Luftigkeit und Flexibilität. In den 30er Jahren einst als Wohnhaus erbaut und genutzt, mussten die vorhandenen Strukturen deshalb komplett neu gedacht und organisiert werden. Etwa die Hälfte aller Wände wurde hierfür entfernt, sodass aus den vielen, einzelnen, geschlossenen Räume solche entstanden sind, die einladend, hell und kommunikativ wirken.
Pure Materialien und dezente Farbakzente spiegeln wie auch im Neubau Rationalität und Sorgfalt wider, lassen die Arbeitswelt weit und gut organisiert erscheinen. Sind die Wände weiß und die Böden in dunklem Teppich gehalten, erzeugen Eichenholzmöbel einen warmen Kontrast. Flexible Wände, die die Räume je nach Bedarf neu strukturieren, ermöglichen mobiles Arbeiten – allein oder im Team. Mit Magneten und Pinboards belegte Wände ermöglichen aktiven Austausch unter den Mitarbeitern und erzeugen Transparenz. Einer der wenigen Farbakzente: ein entsättigtes Grün, das überall dort zum Einsatz kommt, wo Raum für Kommunikation ist – als Wandfarbe im Kasino oder als Treppenzugang zu den Teeküchen.
Auch die vorgesetzte Fassade im Bereich des Mitarbeiterkasinos im Erdgeschoss sucht die Nähe zum Neubau: Gleich einer Klammer verbindet sie sich in ihrer Materialität mit dem schwarzen Eloxal der Fenster des gegenüberliegenden Gebäudes. Eine fast wohnliche Atmosphäre wird im Innern durch Kräutergärten an den Fensterfronten erzeugt, die darüber hinaus als Sichtschutz fungieren. Sitzbänke in einem kräftigen Aubergine-Ton harmonieren mit den Eichenholzmöbeln und den schwarzen Pendelleuchten. Durch das Feingefühl der Planer präsentieren sich Neu- und Altbau nun als Einladung für die Kunden und als Versprechen einer hohen Aufenthaltsqualität für die Mitarbeiter.
Der freistehende Solitär in Stahlbetonbauweise und einer raumhohen Elementfassade positioniert sich als prominenter Auftakt der zeilenartigen EVF-Häuser entlang der Großeislinger Straße. Den bodenständigen Charakter der EVF widerspiegelnd, charakterisiert eine kompakte, klare Struktur das Gebäude. Die Architektursprache ergibt sich dabei durch ein Spiel mit Dualitäten: Die klare, kubische Struktur des Gebäudes und von Sichtbeton geprägte Flächen im Innern stehen im Kontrast zu weichen Formen wie runden Sitznischen und Countern sowie der Wärme, die sich durch den punktuellen Einsatz von Holz ergibt. Erd- und erstes Obergeschoss verbindet eine skulpturale Treppe, ein mit gelasertem Stahlblech versehener Kern bringt die Werte der EVF – Stärke, Qualität und Verlässlichkeit – zum Ausdruck. Raumhohe Verglasungen verspringen und geben der Fassade Plastizität. Die Kontur des Gebäudes wird im Inneren durch eine indirekte Beleuchtung an der Fassade unterstrichen, zwei orthogonal zueinander verlaufende Lichtachsen leuchten die Sichtbetondecke aus und nehmen die strukturierte Raumteilung auf.
Bereits beim Betrachten des Gebäudes zeigt sich das Innere auf den ersten Blick. Offenheit und Transparenz werden zur gebauten Realität, das Gebäude zur Visitenkarte. Das offen gestaltete Erdgeschoss ist als Angebot an die Kunden zu verstehen, die EVF nicht nur als Dienstleister, sondern auch als Gastgeber wahrzunehmen. Neben den Countern finden sich deshalb Rückzugsräume, in denen durch Farb- und Formgebung der Materialien und Möbel eine vertrauliche Form geschaffen wurde. Eine weitere Einladung an die Kunden stellt die Showküche im ersten Stockwerk dar. Die dort regelmäßig stattfindenden Kochkurse unterstreichen die Nahbarkeit des Unternehmens und bieten ein konkretes Anwendungsfeld des Energieversorgers, der Strom und Gas als Lebensqualität versteht.
Obgleich die Büroräume in den Obergeschossen geschlossener gestaltet sind, fördern sie interdisziplinares Arbeiten sowie die interne Kommunikation und erhöhen dadurch die Aufenthalts- und Arbeitsqualität. Dem Bestreben der EVF nach ständiger Weiterentwicklung – nach Innen und Außen – wird Rechnung getragen, indem die Bürogrundrisse flexibel gehalten sind. Strukturelle Veränderungen können so jederzeit auch räumlich umgesetzt werden. Verbindendes Element des Erd- und ersten Obergeschosses ist die Favo-Leuchte, die sich in drei Ebenen im Luftraum ausbildet und die Ausstellungsfläche im Erdgeschoss beleuchtet. Das innovative Beleuchtungssystem von Sattler Lighting wurde bereits mit mehreren Awards ausgezeichnet.