Ersatzneubau Wohnhaus Mühlehaldenstrasse

Dietikon
Grundriss Erdgeschoss mit Umgebung
Drawing © Schneider Studer Primas
Grundrisse Wohnungen
Drawing © Schneider Studer Primas
Schnitte mit Ansichten
Drawing © Schneider Studer Primas
Situation
Drawing © Schneider Studer Primas
Architects
Schneider Studer Primas
Location
Dietikon
Client
Reformierte Kirche Dietikon
Team
MIYO Visualisierungen, Schneider Studer Primas Architekten

Der Entwurf verbindet die Vorteile des Wohnens im Haus mit einer zeitgemässen, gemeinschaftlichen Nutzung von Ressourcen. Das bestehende Einfamilienhausquartier bildet eine kleinteilige Lebenswelt mit charakteristischen Qualitäten, sowohl im Freien wie auch im Innern der Häuser: Nachbarschaft und Privatsphäre, räumliche Vielfalt, Aneignungsmöglichkeiten auf dem eigenen Grundstück, Wohnen vom Keller bis unters Dach. Das Projektgrundstück bietet die Chance, diese Qualitäten in zwei Mehrparteienhäuser mit Mietwohnungen zu übersetzen. Auf Erdgeschossniveau entstehen private Aussenräume und Pflanzplätze. Die Wohnräume profitieren von einer allseitigen Ausrichtung und damit im Verlauf des Tages von unterschiedliche Lichtsituationen und Stimmungen. Es entstehen grosszügige Raumsequenzen über mehrere Geschosse und hohe, bis ins Dach greifende Räume. Neben solchen, für das Wohnen im eigenen Haus charakteristischen Qualitäten spielen die Neubauten aber auch die Vorteile von kleinen Mehrfamilienhäusern aus: gemeinschaftliche Treffpunkte und ein richtiger Spielplatz auf der Parzelle, eine effiziente, gedeckte Parkierung, eine kostengünstige und ressourcenschonende Bauweise und Energieversorgung.

Setzung und Volumetrie
Der vorgefundene, quartiertypische Haustyp mit seiner prägnanten Giebelfassade wird in eine neue, zusammengesetzte Form übersetzt. Mit einer Breite der Stirnfassaden von 8.6 Metern, einer Traufhöhe von 6 Metern und einer Firsthöhe von 10.5 Metern übernimmt diese recht präzis die Dimensionen der umliegenden Gebäude. Auch in ihrer Ausrichtung beziehen sich die beiden windmühlenartig ausgreifenden Figuren auf die umliegende, feldartige Bebauungsstruktur. Mit der parallelen Anordnung zum bestehenden Wohnhaus an der Mühlehaldenstrasse und zu den Häusern entlang der Freiestrasse verankern sich die Neubauten im Quartier. Zugleich gliedern die beiden Baukörper die Parzelle in qualitätsvolle, private und gemeinschaftliche Aussenräume. In den einspringenden Ecken entstehen für alle Wohnungen Sitzplätze und kleine Gartenflächen. Die parallele Setzung der vielseitig orientierten Baukörper erzeugt räumlich spannende Verengungen, schafft aber auch viel Freiraum um die Nachbarhäuser. So weitet sich die Raumsequenz entlang des Weges im Bereich des Giebelfelds des Wohnhauses an der Mühlehaldenstrasse 21 zu einem grösseren Aussenraum, und die Häuser erscheinen in der zweiten Reihe versetzt zu jenen an der Freiestrasse. Ihre strenge Geometrie und Ausrichtung lässt die Volumen zurückhaltend und trotzdem selbstbewusst wirken.

Quartiererhaltung
Die notwendigen Kriterien für eine gelungene Einbindung des Projekts in die Quartierstruktur sind in der Bauordnung offen formuliert. So soll sich das zulässige Volumen bezüglich seiner Proportionen gut in das Gesamtbild einfügen und das Nutzungsmass wird anhand der umliegenden Bauten festgelegt. Unter den Vorzeichen einer nachhaltigen Verdichtung können unterschiedliche Parameter bewertet werden. Zunächst geht der Entwurf daher von den Proportionen der Fassaden und Baukörper auf den umliegenden Parzellen aus. Die relativ tiefe Traufhöhe und das steile Giebeldach werden von den quartiertypischen, zweigeschossigen Kleinhäusern mit Dachgeschoss übernommen. Der sehr niedrig angesetzte Kniestock lässt die Neubauten kleiner erscheinen und unterstützt ihre Einordnung in die bestehende Struktur. Die vorgefundene Figur des Hauses mit Giebeldach wird zur Grundlage der neuen, zusammengesetzten Baukörper. Diese fügen sich mit der parallelen Ausrichtung zueinander und zu benachbarten Gebäuden in die übergeordnete rechtwinklige Bebauungsstruktur des Quartiers. Aus der windmühleartigen, inneren Organisation resultieren unterschiedliche Giebelausrichtungen, die sich entspannt in die heterogene Dachlandschaft einordnen. Bereits heute finden sich auf den umliegenden Parzellen ganz unterschiedliche Dachformen. Neben Zeltdächern - teilweise mit Oblichtaufbauten - finden sich Walmdächer, Krüppelwalmdächer, Satteldächer, Pultdächer, runde Eckrisalite mit Spitzdächern und eine Vielzahl von Gaubenformen. In Bezug auf den Gesamtcharakter des Quartiers spielen Giebelrichtung und Dachausbildung folglich eine untergeordnete Rolle. Viel entscheidender ist die Organisation und Einbindung des Erdgeschosses, die Bepflanzung sowie die Proportionen und Dimensionen der Aussenräume. Die vorgeschlagene Wegverbindung dient der informellen Verbindung innerhalb des Quartiers und hat somit halböffentlichen Charakter. Der Übergang vom öffentlichen Raum der Strasse zum privaten Aussenraum erfolgt stufenweise über das Betreten des halböffentlichen Weges und des privaten Aussenraums zur Wohnung. In Anlehnung an die Charakteristiken des vorgefundenen Freiraumgefüges begleitet dichtes Busch- und Heckenwerk die Parzellengrenzen und schafft so eine entspannte, visuelle und räumliche Gliederung von privatem und gemeinsamem Raum. Dieses quartiertypische Merkmal prägt auch die informellen Wegverbindungen auf der Parzelle und säumt die privaten Aussenräume im Erdgeschoss. Die Vegetation als raumbildendes Element bindet die Mehrparteienhäuser auf selbstverständliche Art und Weise in die vorgefundene Struktur ein. Eine weitere, charakterbildende Eigenschaft des Quartiers findet sich in der Kleinteiligkeit der Zwischenräume. Die vorgeschlagenen Dimensionen und Proportionen der Gebäudezwischenräume entsprechen denjenigen der Umgebung. Die schmalen Front- und Seitenansichten widerspiegeln diese Bezugnahme auch in der Volumetrie der Baukörper. Der Fussabdruck folgt aus der notwendigen Verdichtung innerhalb der Parzelle und orientiert sich an den zuletzt fertiggestellten Bauten in der Umgebung. Die beiden Wohnhäuser an der Mühlehaldenstrasse 23 verfügen nochmals über deutlich mehr Grundfläche und erzeugen eine ähnliche räumliche Dichte. Sie könnten daher als Referenzgrösse für das zulässige Nutzungsmass herangezogen werden.

Aussenraum und Erschliessung
Die Geometrie und Setzung der Baukörper ermöglicht eine Vielzahl an Aussenräumen und Ausrichtungen. Diese Räume werden unterschiedlich programmiert. Die Erschliessung der Wohnungen erfolgt zu Fuss über die Parzelle. Der Weg als Fortführung des bestehenden Zugangs aus der Strasse “Im Windhalb” bildet dabei das primäre Element. Er wird räumlich durch die Vegetation gefasst und weitet sich im Bereich der Parzellenmitte zu einem kleinen Hof. Diese Hofsituation kann für gemeinsame Grillabende oder ein Hausfest genutzt und möbliert werden. Hier führt ein schmaler Pfad entlang den Gebäudefassaden zu einem ebenfalls gemeinschaftlich nutzbaren Spielhof. Dieser wird von den Bewohnerfamilien gemeinsam mit Spielgerät bestückt und steht den Kindern zur Aneignung offen. Von dort führt der Weg weiter zum Eingang des Atelierraums und zur gemeinsamen Garage.
Die Erschliessungswege bilden folglich das gemeinschaftlichen Gerüst des Gevierts. Entlang dieser Wege sind die Fassaden lediglich mit kleineren Küchenfenstern bestückt und verfügen so über einen beträchtlichen Wandanteil. Dieser steht für die Kultivierung von Nutzpflanzen an gemeinschaftlich bewirtschafteten Spalieren zur Verfügung. Entlang des Gebäudesockels sind zudem Beete für Küchenkräuter, Tomatenpflanzen und andere nutzbare Gewächse vorgesehen. Damit erhalten die erschliessenden Wege eine weitere, gemeinschaftliche Funktion.
Im Inneren der Gebäudekehlen sind schliesslich die privaten Aussenräume der Wohnungen angeordnet. Begleitet von einem Saum aus dichterem Buschwerk erhalten sie einen intimen Charakter. Beim Eintritt über den halböffentlichen Weg wird die heckenähnliche Bepflanzung gequert. Diese “Leibungstiefe” gibt dem privaten Garten die notwendige Distanz zur halböffentlichen Erschliessung. Jeder private Garten wird mit einem charakteristischen Baum versehen. Die Gartensitzplätze sind partiell mit einem Belag aus Weisszementplatten versehen und können im Sommer mit Ausstellmarkisen grosszügig überdacht und vor Sonne und Wetter geschützt werden. Diese Markisen fassen den Aussenraum zusätzlich, der so im Sommer zu einem zusätzlichen Zimmer der Wohnung wird.

Parkierung
Die Zufahrt zur Parkieranlage macht sich das bestehende, leicht abfallende Terrain zunutze. Mit dem entstehenden Höhenunterschied zwischen Hauszugängen und Garage wird die Länge der Zufahrtsrampe deutlich verkürzt. Vorgesehen ist der Einbau einer Stapelparkieranlage. Im Vergleich zu komplett unterirdischen Einstellhallen für eine geringe Anzahl Autos ist das erforderliche Gebäudevolumen wesentlich kleiner. Die Erstellung einer langen Rampe und der daraus folgende massive Einschnitt in die Umgebungsgestaltung entfällt vollständig. Die Erstellungskosten sind so wesentlich geringer. Das vorgeschlagene Modell des Stapelparkers (Klaus Multiparking) bildet den Grossteil des Schweizer Wagenparks ab und fasst insgesamt 4 Autos. Auch grössere Familienkombis finden darin Platz. Das System hat sich vielerorts bewährt, ist unterhaltsarm und zuverlässig. Nach Herstellerangaben beläuft sich der Neupreis der vorgeschlagenen Anlage ohne umhüllende Bauteile auf rund 40'000.- CHF. Im Vergleich zu allen anderen Lösungen – konventionelle Einstellhallen mit Rampen oder Autoliften oder vollautomatische Anlagen ist das System damit konkurrenzlos günstig. Zudem ist die Bedienung sehr einfach. Mit Fernbedienung oder Schlüsselschalter wird die Rampe in die erforderliche Position gestellt. Anschliessend erfolgt die Ein- oder Ausfahrt manuell wie bei einer gewöhnlichen Garagenbox. Mit der gewählten Disposition lässt sich im Verlauf der weiteren Projektierung, je nach Anforderungen der Bauträgerschaft und nach den Möglichkeiten eines Mobilitätskonzeptes, die Anzahl der Parkplätze zwischen 3 und 6 variieren. Neben der Stapelanlage befindet sich ein weiterer ebenerdig befahrbarer Parkplatz. Dieser kann bei Bedarf mit einem seitlichen Schiebetor ausgestattet werden und als IV-Parkplatz dienen. Der Besucherparkplatz befindet sich an der Mühlehaldenstrasse und ist selbstverständlich ebenfalls barrierefrei.
Zwei gedeckte Unterstände nehmen die erforderlichen Fahrradstellplätze auf. Von der Mühlehaldenstrasse kommend liegt der eine Unterstand direkt neben der Zufahrt zur Parkieranlage, von der Strasse “Im Windhalb” kommend kann man sein Rad direkt beim Parzellenzugang abstellen. Beide Unterstände sind abschliessbar und damit vor unrechtmässigem Zugriff geschützt.

Wohnungen
Insgesamt sind fünf grosszügige Wohnungen geplant, vier 4.5-Zimmer-Wohnungen und eine 5.5-Zimmer-Wohnung. Die innere Organisation und räumliche Disposition der Einheiten folgt dem übergreifenden Thema der Übersetzung der Qualitäten eines Einfamilienhauses in ein Mehrparteienhaus. Dies beginnt beim Eintritt in den Garten. Von hier aus betritt man das Entree mit Garderobe. Die erdgeschossig angeordnete Gartenküche verbindet sich über grossflächig öffenbare Hebeschiebefenster mit dem Gartenraum. Sie bietet viel Platz für einen grossen Familientisch und zusätzliche Ablagefläche auf der Küchenzeile. So wird die Küche zum Mittelpunkt des Zusammenlebens und ist eng mit dem Garten verbunden. Ein grosses Zimmer im Erdgeschoss kann als Arbeits- oder Schlafraum verwendet werden. Auch als Gästezimmer ist es sehr gut geeignet und kann dank dem angrenzenden Duschbad als unabhängige Einheit genutzt werden. Im rückwärtigen Bereich der Küche befindet sich der Abgang in den Keller. Dank dem eigenen Zugang zum privaten Keller erhält jede Wohnung zudem eine kleine “Waschküche” im Untergeschoss. Die direkte Anbindung der eigenen Kellerräume ersetzt das interne Reduit. Eine abgewinkelte Treppe verbindet die Küche mit dem darüberliegenden Wohnraum. Dank der Geometrie der Treppenanlage verfügen diese Räume über eine neue Ausrichtung und damit über andere Lichtstimmungen und Ausblicke. Im selben Haus an allen Ausrichtungen, Fassaden und Geschossen teilzunehmen vermittelt das Wohngefühl eines grosszügigen Einparteienhauses. Der Wohnraum verfügt über mehrere Fenster unterschiedlicher Dimension und Ausrichtung. So werden unterschiedliche Ausblicke gerahmt und gleichzeitig wird die Intimität der Aussenräume Anderer erhalten. Im ersten Obergeschoss liegt zudem ein weiteres Schlafzimmer. Schliesslich profitiert jede Wohnung von einem mehrgeschossigen Raum der bis ins Dach des Hauses greift. Dieser überhohe Raum bietet einen vielseitig nutzbaren Teilbereich innerhalb des Wohngeschosses und bringt zenitales Licht auf die darunterliegende Treppe. So durchzieht eine räumlich vielfältige und dank Überhöhe grosszügige Raumsequenz das gesamte Haus. Die Blicke in andere Teile der Wohnung lassen diese weitläufig wirken. Die offene Treppe im Wohnraum wird von einer ansteigenden Brüstungswand begleitet, so dass sich die Raumnische vielseitig möblieren lässt. Die Treppe führt zu einem weiteren Schlafraum im Dachgeschoss. Dieses profitiert von der zusätzlichen Höhe im Giebel und vom seitlich eingebauten Stauraum. Das angrenzende Bad wird über das Treppenpodest erreicht und verfügt über ein grosses Dachfenster, das den Blick aus der Badewanne in den Himmel freigibt.
Die rotationssymmetrische Organisation des Dreiparteienhauses ergibt drei identische Wohnungen. Die beiden Wohnungen im Zweiparteienhaus sind analog organisiert. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass hier im Erdgeschoss nur Küchen und Bäder liegen und sämtliche Schlafräume im 1. und 2. Obergeschoss angeordnet sind. Die 5.5-Zimmer-Wohnung belegt dabei zwei Giebelfelder. Aus der zweiteiligen Anordnung ergibt sich somit eine grundsätzlich zentralsymmetrische Organisation. Die geometrischen Eigenschaften von Zentralsymmetrie und Rotationssymmetrie der Baukörper spiegeln sich so in ihrer inneren Organisation und in der Wohnungsanzahl.

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